Investoren suchen die Konfrontation mit Managern
«Aktivisten» greifen Schweizer Firmen an

Feindliche Investoren attackieren das heimische Management. Die Grossbank Credit Suisse gibt Tipps zur Gegenwehr.
Publiziert: 30.07.2017 um 17:48 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 01:55 Uhr
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Der Amerikaner: Daniel Loeb gibt mit Third Point bei Nestlé den Tarif durch.
Foto: ZVG
Moritz Kaufamnn

Sie sind aggressiv, lieben das Spektakel – und drängen jetzt auch in die Schweiz: «Aktivistische Investoren» lassen hiesigen Managern das Blut in den Adern gefrieren. So nennt man Aktionäre, die sich in eine Firma einkaufen und dem Management ihre Strategie aufzwingen wollen – selbstverständlich zum eigenen Vorteil!

Ein Fall schreckte die Finanzszene besonders auf: Vor einem Monat verschickte der US-Investor Dan Loeb (55) einen Brief an Nestlé-Aktionäre, nachdem er mit seinem Hedgefonds Third Point bei dem Lebensmittelmulti eingestiegen war: Für rund 3,5 Milliarden Dollar kaufte er 1,29 Prozent der Aktien.

Strategie: Öffentlicher Druck auf die Unternehmensführung

Loebs Forderung: Nestlé solle seine Anteile am französischen Konzern L’Oréal abstossen und mit dem Geld eigene Aktien zurückkaufen – seine Beteiligung hätte damit an Wert gewonnen! Ähnlich ging Lars Förberg (51) bei ABB vor. Mit der gleichen Strategie: öffentlicher Druck auf die Unternehmensführung.

Experten rechnen damit, dass sich Fälle wie diese demnächst häufen. Die Grossbank Credit ­Suisse (CS) hat ein Weissbuch über die «Aktivisten» veröffentlicht und berät Firmen, wie man sich ihrer erwehrt. «Neu ist einerseits, dass internationale Aktivisten zunehmend Europa und die Schweiz ins Visier nehmen», sagt Marco Superina (46), Leiter Mergers und Acquisitions bei CS Schweiz, «andererseits tritt eine neue Generation von Schweizer Aktivisten auf.»

Streit mit der Unternehmensführung von Calida

Ein Beispiel für aggressive Beteiligungsgesellschaften aus dem Inland ist Veraison mit Gregor Greber (49) an der Spitze. Ende letzten Jahres stieg Veraison beispielsweise beim Schweizer Unterwäsche-Hersteller Calida ein – und zettelte gleich einen Streit mit der Unternehmensführung an.

Implenia-Chef Anton Affentranger (60) ist es gelungen, den Angriff eines aggressiven ausländischen Investors abzuwehren. Das grösste Schweizer Bauunternehmen wurde vor rund zehn Jahren von der britischen Investorenfirma Laxey angegangen.

Anton Affentranger, Implenia-Chef: «Eine Methode, um die Leute einzuschüchtern.»
Foto: Keystone/ENNIO LEANZA

«Als Manager muss ich solche Investoren überzeugen, dass sie sich getäuscht haben, und sie idealerweise für unsere Strategie gewinnen», antwortet Affentranger auf die Frage, wie man mit herrschsüchtigen Aktionären umgeht. Alternative: «Ihnen helfen auszusteigen.» Der Verkehrston hinter den Kulissen sei hart. «Eine Methode, um die Leute einzuschüchtern», erinnert sich Affentranger. Laxey wollte damals die Mehrheit an Implenia mit Hilfe von Tricks übernehmen und den Baudienstleister ins Ausland verscherbeln.

Schweiz ist wegen transparenter Gesetzeslage attraktiv

Doch nicht immer gehen Aktivisten so brutal vor. Oft sehen sie sich auch als langfristige Investoren. So oder so: Laut CS-Kader Marco Superina ist die Schweiz für sie wegen ihrer transparenten Gesetze attraktiv. Besonders beliebt sind Unternehmen, die gegenüber der Konkurrenz noch Luft nach oben haben oder nicht verschuldet sind.

Superina empfiehlt deshalb, dass sich die Firma von aussen «durch die Linse eines Aktivisten analysiert». Und danach die eigenen Schwächen beseitigt. Andernfalls werde die Schweizer Wirtschaft schon bald weitere verbissene Machtkämpfe erleben.

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