Internationale Online-Riesen ziehen immer mehr Umsätze ab, Einkaufstouristen lassen Milliarden auf ausländischen Ladentheken liegen. Darum stagnieren seit 2010 die Umsätze der Schweizer Detailhändler oder sind rückläufig wie in den vergangenen zwei Jahren.
2016 sank der Umsatz um 1,5 Prozent auf 92,5 Milliarden Franken. Eine am heutigen Donnerstag veröffentlichte Marktforschungsstudie von GfK Switzerland beschäftigt sich mit den Folgen: Seit 2010 sind laut GfK-Hochrechnungen über 5000 von insgesamt rund 50000 Verkaufsstellen verschwunden (per Ende 2016). Vor allem zu kleine oder unklar positionierte Firmen und Marken sind betroffen. Kurz: Jedes Zehnte Lädeli hat es erwischt.
Die Verlierer sind sowohl im Fachhandel wie auch im Lebensmittel- und im Non-Food-Bereich zu finden. Ein Beispiel: Fotogeschäfte. Deren Zahl ging in den letzten Jahren von 400 auf 140 Verkaufsstellen in der ganzen Schweiz zurück. «Das Lädeli-Sterben ist jetzt überall angekommen», sagt Thomas Hochreutener, Direktor Handel bei GfK Switzerland.
«Marktbereinigung setzt sich fort»
«Abgesehen vom Lebensmittelgeschäft ist der Preisdruck im Detailhandel immer noch enorm», sagt Hochreutener. «Die Marktbereinigung setzt sich fort.»
Als Gewinner dieser Marktbereinigung identifiziert der Experte Optiker- und Hörgerätehändler, Parfümerien und Körperpflege-Verkäufer, die neue Läden eröffneten. Hier braucht es Beratung durch Fachpersonen, die Online-Händler noch nicht bieten können. Allerdings: «Im Gegensatz zu 2010 bieten heute über 10'000 Schweizer Online-Shops ihre Produkte und Dienstleistungen an», sagt Hochreutener.
Auf der ebenfalls heute publizierten GfK-Hitliste der Lebensmittelhändler fällt auf: Discounter arbeiten unter allen Anbietern am besten. Alle drei – Denner, Aldi und Lidl – haben ihre Umsätze im letzten Jahr deutlich steigern können, Coop und Migros dagegen traten auf der Stelle. Sie bleiben bei einem Umsatz von rund 13 respektive 14 Milliarden Franken unangefochten Spitzenreiter beim Lebensmittelverkauf.
Ein Discounter übertrumpft alle
Wachstumssieger ist ein Discounter mit geschätzten 960 Millionen Franken Umsatz im letzten Jahr. «Mit einer Umsatzzunahme von über 10 Prozent übertrumpfte Lidl Schweiz alle Konkurrenten», heisst es in der Studie. Zusammen mit Aldi Suisse kommen die deutschen Discounter auf knapp 3 Milliarden Umsatz in der Schweiz. Das ist fast so viel, wie Denner 2016 umgesetzt hat.
Sie jetzt auf den Lorbeeren ausruhen gilt auch für die Discounter nicht. «Der Verdrängungskampf wird sich auch im laufenden Jahr fortsetzen», sagt Hochreutener. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres habe der Schweizer Detailhandel ein Minus von 0,3 Prozent einstecken müssen. Mit dem Einkaufstourismus gehöre die Digitalisierung zu den höchsten Herausforderungen, so Hochreutener.