Implenia-Chef Anton Affentranger kauft den Mannheimer Bau-Riesen
Nächste Baustelle Deutschland

Implenia geht es blendend. Auch dank der Hartnäckigkeit von CEO Anton Affentranger. Jetzt expandiert der Schweizer Bauriese nach Deutschland.
Publiziert: 22.12.2014 um 20:18 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:29 Uhr
Von Guido Schätti

Der Buhmann der Nation – das war Anton Affentranger (58) Anfang Jahr. Ein Sattelschlepper von Implenia rammte am 13. Januar eine Brücke in Birmenstorf AG. Die A1 war stundenlang gesperrt, Tausende von Autofahrern standen im Stau.

Heute steht Affentranger ganz oben. Zum Schnäppchenpreis von 72 Millionen Franken netto kauft er den deutschen Bauriesen Bilfinger. Zusammen bauten Implenia und Bilfinger schon die Neat und die Durchmesser­linie in Zürich.

Nun haben die Deutschen genug vom Bohren, sie sehen ihre Zukunft in Service- und Ingenieurarbeiten. Dort seien die Margen höher. Das sieht Affentranger anders. «Wir sind im Herzen eine Bauunternehmung», sagt er.

Mit dem Kauf von Bilfinger wettet Affentranger darauf, dass Europa wieder auf die Beine kommt. Dass bald wieder in Strassen, Brücken, Tunnels, Eisenbahnen investiert wird. Heute ist davon noch wenig zu sehen. «Wir steigen am Tiefpunkt ein», sagt Affentranger.

Der Sohn eines Käsers war schon immer einer, der gegen den Strom schwamm. Seine erste Karriere machte Affentranger bei der Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG). Sein Auftritt in der TV-«Arena» 1997 wurde legendär. Affentranger gab der Hochfinanz ein sympathisches Gesicht, der Aufstieg an die Spitze schien vorgespurt. Doch nach der Fusion mit dem Bankverein schied er im Streit aus. Auch bei Lombard Odier und Roche wurde er nicht glücklich.

Seine Erfüllung fand der Marathonläufer erst in der Bauwirtschaft. Affentranger vermählte Zschokke und Batigroup zu Implenia. Auf den Lorbeeren ausruhen konnte er nicht lange. Implenia geriet ins Visier von Heuschrecken. Mit geborgtem Geld wollte sich der Hedgefonds Laxey die Schweizer Baufirma einverleiben.

Viele Manager wären wohl eingeknickt, hätten die Waffen gestreckt und eine hübsche Prämie eingesteckt. Doch Affentranger blieb hart. Oder stur und unbelehrbar, wie seine Gegner sagen.

Damals zeigte sich: Affentranger ist kein Söldner des Kapitals, der eine Firma dem Meistbietenden verhökert. Obwohl selber nur Angestellter, versteht er sich als Patron. Das langfristige Wohl von Unternehmen und Belegschaft sind ihm wichtiger als kurzfristige Börsengewinne. Seinen Grundsätzen bleibt Affentranger auch dann treu, wenn der Gegner keine Heuschrecke ist, sondern die Stadt Zürich. Forderungen wegen angeblicher Baumängel beim Bau des Stadions Letzigrund bekämpft er durch alle Instanzen.

Die Geschichte gibt ihm recht. Die Finanzkrise versetzte Laxey den Todesstoss. Implenia blühte hingegen auf. Der Aktienkurs hat sich verdoppelt. Auch die Stadt Zürich verlor das erste Verfahren gegen Implenia.

Nun fordert Affentranger erneut das Schicksal heraus. Bis anhin endeten Auslandabstecher von Schweizer Baufirmen regelmässig im Debakel. Losinger scheiterte in den USA und wurde nach Frankreich verkauft.

Auch der Bilfinger-Deal birgt Gefahren. Implenia erbt etwa die Pannenbaustelle der Berliner U-Bahnlinie 5. Prozesse um Kostenüberschreitungen sind bereits hängig. Niederlagen könnten teurer werden als der Kaufpreis. Doch Affentranger beruhigt: «Die Risiken sind eingepreist.»

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