Immobilienvermittler Marc-Christian Riebe macht erneut Konkurs
Mit Pleiten gepflastert

Schluss mit Ferrari und Chauffeur: Der selbst ernannte Bahnhofstrassen-König Marc-Christian Riebe (42) ist mal wieder Konkurs. Doch gegen aussen mimt er noch immer den grossen Mann. Nun drohen Geschädigte mit Klagen.
Publiziert: 21.03.2016 um 14:56 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 11:10 Uhr
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Klunkern, Totenkopf und Designerklamotten sind Riebe geblieben. Firma und Ferrari hat er verloren.
Foto: zVg

Bescheidenheit war nie seine Stärke: Er sei ein «weltweit führender Experte für Einzelhandelsimmobilien und Marken», behauptet Marc-Christian Riebe (42) auf seiner Website. Der Konstanzer liess sich vom Chauffeur im Audi A8 zur Arbeit fahren, zu Hause standen ein Ferrari, ein Jaguar und ein Mercedes-Offroader. Zum 10-Jahres-Jubiläum seiner Firma veröffentlichte er letztes Jahr seine Autobiographie: «Mit Gold gepflastert», so der Titel.

Riebe beschreibt dort seinen Aufstieg vom Schulabbrecher zum Multimillionär. Das Geld machte er mit Vermittlungsgebühren, die er für die Vermietung von Ladenlokalen einstrich. Seine eigentliche Spezialität war aber, Eigentümer auf angeblich zu tiefe Mieten aufmerksam zu machen. Dadurch kassierte er fette Provisionen – und machte sich die halbe Zürcher Bahnhofstrasse zum Feind.

Sein nächstes Ziel sei der Aufbau einer weltweiten digitalen Plattform für Geschäftsliegenschaften. «Ich möchte es beruflich so richtig krachen lassen», so Riebe in seinem Buch. Die Plattform wolle er innerhalb der nächsten fünf Jahr für 1 Milliarde Franken verkaufen. 

Doch das ist alles nur Bluff. Die Location Group ist seit dem 2. März pleite. Die 66 Gläubiger bleiben auf Forderungen von rund 1,3 Millionen Franken sitzen. Die sechs Angestellten haben den Job verloren und warten auf ausstehende Löhne. Das zeigt ein Auszug aus dem Betreibungsregister, der BLICK vorliegt.

Trudie Götz schuldet er 100'000 Franken

Unter den Gläubigern ist auch die Zürcher Mode-Königin Trudi Götz: «Vor eineinhalb Jahren kam er heulend zu mir.» Die Chefin von Trois Pommes liess sich erweichen und lieh Riebe gut 100'000 Franken, um seinen finanziellen Engpass zu überbrücken. Davon sah sie keinen Rappen mehr: «Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben», sagt Götz heute. 

Mit 150'000 Franken steht Riebe bei der Firma von Jean-François Collet, dem Direktor des Swiss Open in Gstaad, in der Kreide. Beim Tennis-Turnier im Berner Oberland gab Riebe jeweils den grossen Mann, lud Journalisten in die Location-Group-Loge ein, lebte mit der Gattin im Luxushotel. Im ersten Jahr habe Riebe anstandslos bezahlt, im zweiten mit Verzögerung, im dritten gar nicht mehr, sagt Gollet.

Der Trick mit den Umbenennungen

Doch seltsam: Trotz Pleite Riebe ist weiterhin im Geschäft. Die Webseite ist noch immer aktiv. Mit einem Trick verschleiert Riebe den Konkurs. Kurz vor dem Ende benannte er die Location Group in Retail Hunting um. Zuvor hatte er eine zweite Firma unter den Namen Luxury Location gegründet. Einen Tag nach der Pleite nannte er diese in The Location Group um. Diese führt nun das Geschäft unter dem alten Logo weiter – als ob nie etwas geschehen wäre. 

Zum Treffen mit BLICK erscheint Riebe mit Audi A8 und in Designerklamotten. Am Telefon hatte er die Vorwürfe abgestritten, nach einem Aperol Spritz gibt er alles zu. Stunden nach dem Gespräch kommt die Wende: Riebe schaltet einen Anwalt ein und zieht die direkten Zitate zurück.

Umbenennungen nach Konkursen seien völlig normal in seiner Branche, behauptet Riebe im Gespräch. Die Schuld an der Pleite gibt er der Nationalbank. Nach dem Ende des Euro-Mindestkurses sei das Geschäft dramatisch eingebrochen. Internationale Ketten hätten ihre Schweiz-Pläne abgebrochen. Denn über Nacht hätten sich «die Schweizer Preise für Ausländer um 30 Prozent verteuert».

Das zeigt: Rechnen kann Riebe nicht. Der Franken wertete sich nach dem Mindestkurs um maximal 16 Prozent auf, heute sind es noch 8 Prozent. Zudem begannen seine Probleme längst vor dem Mindestkurs-Aus. Götz pumpte er im Sommer 2014 um Geld an. Auch die Betreibungen reichen weiter zurück.

Der Bruder hetzte ihm die Polizei auf den Hals 

Als Pleitier ist Riebe ein Wiederholungstäter. Schon 2008 schickte er die Firma Location Retail in den Konkurs. Schuld seien seine Geschäftspartner gewesen, schreibt Riebe in seiner Autobiographie. Das Muster zieht sich durch: Riebe sieht sich stets als Opfer. Ausführlich beschreibt er den Zoff mit Geldgebern, Kunden, dem Schwager und seinem Bruder. Dieser hatte ihm einst sogar die Polizei auf den Hals gehetzt. 

Auch heute gibt Riebe anderen die Schuld. 1,5 Millionen Franken aus seinem Privatvermögen habe er in die Firma gesteckt, um das Ende abzuwenden. Weil die Kunden nicht bezahlt hätten, habe er aber keine Chance gehabt. In einem weiteren Buch will er Rache üben. Den Titel hat er bereits: «Es läuft wie geschmiert». Riebe will enthüllen, wie sich Immobilienvermittler hinter dem Rücken der Besitzer schmieren lassen. 

Ob es so weit kommt, ist offen. Die Geschädigten wollen Riebe nicht ungeschoren davonkommen lassen. «Mit dem Konkurs und der Umbenennung täuscht Riebe Gläubiger und Kunden», sagt Collets Anwalt Marc Häsler zu BLICK. Er prüft eine Klage gegen Riebe. «Wir hoffen, dass sich weitere Geschädigte anschliessen», sagt er.

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