Darum gehts
- Hug verkauft Guetzli und Biskuits künftig unter der Marke Wernli
- Willisauer Ringli bleiben unverändert, werden weiterhin in Willisau gebacken
- Kakaopreise stiegen um das Dreifache seit 2021, Rohstoffkosten um Millionen
Ab kommender Woche gibts die bekannten Willisauer Ringli und Nussstängeli nicht mehr in der gewohnten Hug-Verpackung. Neu verkauft das Familienunternehmen aus Malters LU Guetzli und Biskuits nur noch unter der Marke Wernli, die Hug 2008 übernommen hat. Kurz vor der grossen Umstellung hat Blick die beiden Co-Cheffinnen – Anna Hug (52) und Marianne Wüthrich Gross (59) – getroffen. Sie begründen auch, warum die Preise im Laden steigen.
Blick: Schmerzt es Sie, wenn Sie Ihren Familiennamen jetzt nicht mehr auf Guetzli-Packungen sehen, Frau Hug?
Anna Hug: Es hat natürlich Diskussionen in der Familie gegeben. Das war kein Entscheid, den wir von heute auf morgen getroffen haben – es hat eineinhalb Jahre gedauert. Schlussendlich steht die Familie breit dahinter. Aber die Marke Hug bleibt ja bestehen. Es gibt nach wie vor unseren Zwieback, unsere Meringues oder Tartellettes-Bödeli.
Warum haben Sie sich für Wernli entschieden – und nicht Hug?
Hug: Wernli ist eine extrem starke Marke – neun von zehn Personen kennen sie. Wir sind überzeugt, dass die Produktverkäufe unter Wernli zulegen werden. Zudem konnten sich die Willisauer Ringli bisher in der Westschweiz nicht richtig durchsetzen – jetzt haben sie die viel besseren Karten.
Aber sind die Willisauer Ringli dann noch gleich gut?
Hug: Die Guetzli sind genau gleich, das haben wir eins zu eins übernommen. Sie werden auch nach wie vor im luzernischen Willisau gebacken.
Wernli ist besonders bekannt für das Choco Petit Beurre. Anfang Jahr gingen die Kakaopreise an der Börse durch die Decke. Wie wirkt sich das in der Backstube aus?
Marianne Wüthrich: Schoggi ist für uns ein sehr wichtiger Rohstoff. Der Kakaopreis ist jetzt dreimal höher als 2021 – das trieb unsere Rohstoffpreise in den letzten zwei Jahren um mehrere Millionen Franken nach oben. Für unsere Gebäcke wie die Tartelettes brauchen wir viel Kakaobutter. Das Problem: In den letzten drei Jahren hat man mehr verbraucht als geerntet. An der Börse tummeln sich deshalb viele Spekulanten, die den Kakaopreis nach oben treiben.
Haben Sie die höheren Preise an die Konsumenten weitergegeben?
Wüthrich: Wir mussten Anfang dieses Jahr die Preise moderat erhöhen. Wir hoffen, wir kommen mit dieser Preiserhöhung durch. Unser Vorteil ist, dass wir die Preise nicht so stark anheben mussten wie die Chocolatiers. In unseren Biskuits hat es noch viele andere Rohstoffe, wie Mehl, Zucker oder Butter.
Um wie viel sind die Preise gestiegen?
Wüthrich: Das ist sehr unterschiedlich, wie auch der Schoggi-Anteil in unseren Guetzli. Einen Prozentsatz kann ich nicht nennen. Mit 3.95 Franken kosten die Wernli Choco Petit Beurre au lait am Regal aktuell 25 Rappen mehr. Es ist für uns mit einer Produktion in der Schweiz eine ewige Herausforderung, effizient zu arbeiten. Was jetzt mit dem Schweizer Franken und den Zöllen abgeht, kommt noch obendrauf.
Der US-Zollhammer von 39 Prozent trifft Sie also auch?
Hug: Für unsere Exportstrategie ist es ein wichtiger Markt, nicht aber für unseren Gesamtmarkt. 3 bis 4 Millionen von 130 Millionen Franken Umsatz machen wir in den USA. Wir wachsen aber zurzeit sehr stark in anderen Märkten – deshalb können wir das wegstecken, allerdings mit Margenverlusten.
Eine Produktion in den USA wäre keine Option?
Hug: Wir sind Swiss made, deshalb wollen wir nicht nach Amerika auslagern. Unsere Produkte stehen für Schweizer Rohstoffe, Präzision und Handarbeit. Aus dem US-Markt auszusteigen, ist aber keine Option – dafür ist das Geschäft zu gross.
Anna Hug (52) führt das Familienunternehmen in 5. Generation. Sie wohnt in Luzern und hat eine Tochter. Zuerst führte sie die Firma, die 1877 in Luzern gegründet wurde, gemeinsam mit ihrem Onkel Andreas Hug (65). Produziert werden die Guetzli mittlerweile im Backhaus in Malters LU. Mitte 2022 übernahm Marianne Wüthrich Gross (59) als Co-Geschäftsleiterin die Führung von Andreas Hug. Sie ist seit über 20 Jahren im Unternehmen – und damit länger als die Hug-Erbin. Zudem ist sie eine enge Freundin der Familie.
Anna Hug (52) führt das Familienunternehmen in 5. Generation. Sie wohnt in Luzern und hat eine Tochter. Zuerst führte sie die Firma, die 1877 in Luzern gegründet wurde, gemeinsam mit ihrem Onkel Andreas Hug (65). Produziert werden die Guetzli mittlerweile im Backhaus in Malters LU. Mitte 2022 übernahm Marianne Wüthrich Gross (59) als Co-Geschäftsleiterin die Führung von Andreas Hug. Sie ist seit über 20 Jahren im Unternehmen – und damit länger als die Hug-Erbin. Zudem ist sie eine enge Freundin der Familie.
Schrauben Sie jetzt die Preise in den USA nach oben?
Hug: In den USA sind wir nicht in den Supermarkt-Regalen präsent, sondern sind Lieferant für Halbfabrikate wie unsere Tortenböden. Im Frühling haben wir unsere Lager noch gut befüllt. Doch es wird wohl unvermeidbar sein, dass diese Produkte in den USA teurer weiterverkauft werden. Wir suchen nun Lösungen, wo sich beide Seiten an den (hoffentlich temporären) Mehrkosten beteiligen.
Wo liegt denn die Schmerzgrenze für Biskuits in den Ladenregalen?
Hug: Für eine 100-Gramm-Guetzli-Packung wollen wir hierzulande nicht mehr als 5 Franken verlangen. Aber schlussendlich macht der Handel die Preise – wir können nur hoffen, dass sie es auch so sehen wie wir. Zuerst versuchen wir immer, die Mehrkosten mit Kosteneinsparungen auszugleichen – das ist uns beim Choco-Petit-Beurre auch gelungen.
Schoggi und Guetzli – das sind alles Genussmittel, auf die man auch verzichten kann. Werden sie zum Luxusgut?
Hug: Wernli ist nicht Luxus – Wernli ist Alltag. Es sollen sich alle unsere Biskuits leisten können.