Er ist der Stereotyp des HSG-Studenten: Maximilian, 21 Jahre alt, fährt im Porsche oder Tesla zur Uni, trägt Markenklamotten und stammt aus reichem Hause.
Maximilian ist eine popkulturelle Kunstfigur, Gegenstand unzähliger Memes und anderer Online-Scherze. Die Studierenden der Universität St. Gallen nehmen damit ihr eigenes Bild im Rest des Landes auf die Schippe: Elitär, abgehoben gar, die Kaderschmiede, wo Sprösslinge reicher Familien aus dem In- und Ausland zu Spitzenmanagern hochgezüchtet werden.
Ausgerechnet diese vornehme Elite-Universität schifft in einem internationalen Hochschul-Ranking nun aber gehörig ab: Während die ETH Zürich als beste Hochschule Kontinentaleuropas ausgezeichnet wird und weltweit auf Rang 11 steht, schafft es die Universität St. Gallen nicht einmal unter die besten 300.
Äpfel mit Birnen verglichen
Ein Schlag in die Magengrube der vermeintlichen Kaderschmiede auf dem St. Galler Rosenberg – oder? Von Blick auf die Rangliste angesprochen, winken die Verantwortlichen allerdings ab. Das Ranking würde Äpfel mit Birnen vergleichen, sagt der zuständige Professor Winfried Ruigrok. «Volluniversitäten und Fachuniversitäten werden in einen Topf geworfen und verglichen.»
An Volluniversitäten wie etwa der Uni Zürich ist die Fächerauswahl grösser: von der Astrophysik bis zur Philosophie. Die Universität St. Gallen hingegen hat sich auf die Wirtschaftswissenschaften spezialisiert. «Die Volluniversitäten erhalten dann auch dort Punkte, wo die HSG gar keine Punkte machen kann, zum Beispiel in Physik oder Chemie», führt Ruigrok aus. Betrachte man hingegen nur die Wirtschaftsuniversitäten, gehöre die HSG zu den am besten bewerteten 8 Prozent weltweit.
Ähnlich argumentiert auch die kleine Universität Luzern. Mit 22 Jahren ist sie die jüngste Hochschule der Schweiz – und im Ranking gar nicht erst aufgeführt. Die Naturwissenschaften würden im Ranking stark gewichtet. Wer sie nicht anbietet, hat keine Chance auf eine Top-Platzierung.
Nicht auf zahlungskräftige Studierende angewiesen
Etwas pikiert reagiert die Universität Genf auf die neue Rangliste. «Innert zwei Jahren haben wir in diesem Ranking mehr als 50 Plätze verloren, ohne dass sich die von uns gelieferten Daten wesentlich verändert hätten», schreiben die Verantwortlichen.
Tatsächlich rangierte die Uni Genf vor zwei Jahren noch auf Rang 149. Letztes Jahr rutschte sie auf Rang 197 ab. Und dieses Jahr gehört sie gar nicht mehr zu den Top 200, sondern liegt im Bereich 201 – 250. Auf den hinteren Plätzen werden die Universitäten nicht mehr einzeln klassiert, sondern in Gruppen geordnet.
Die Verantwortlichen aus Genf geben zu verstehen, dass sie von der Methode des Rankings wenig halten. Und: Anders als die Universitäten im angelsächsischen Raum sei man nicht auf internationale Studierende angewiesen, die hohe Studiengebühren bezahlten. «Die Universität Genf betreibt keine Politik, die darauf abzielt, ‹gut platziert› zu werden», schreiben die Verantwortlichen. Stattdessen investiere man darin, Lehre und Forschung zu verbessern.
Übrigens: Vor einigen Jahren widerlegte das HSG-Studentenmagazin «Prisma» mittels einer Umfrage das Klischee des Porsche-fahrenden Studenten namens Maximilian. Die Umfrage kam zum Schluss, dass über 40 Prozent der HSG-Studierenden nebenbei arbeiten. Und wer noch von den Eltern finanziert wird, erhält im Schnitt 1300 Franken pro Monat. Das reicht fürs WG-Zimmer und die ein oder andere Studenten-Feier. Aber weder für Markenklamotten noch Porsche oder Tesla.