Riese. Gigant. Imperium. Diese Attribute fallen, wenn über den weltgrössten Nahrungsmittelhersteller Nestlé berichtet wird. Meist dann, wenn der Konzern aus Vevey VD Firmenübernahmen bekannt gibt. Denn Nestlé kauft so oft Firmen wie manche Leute neue Schuhe (siehe Infografik mit den wichtigsten Übernahmen und bekanntesten Marken).
Der Eindruck eines Markenkraken bleibt bereits beim Blick auf die nackten Zahlen: Nestlé vereint mehr als 2000 Marken unter sich. Das Unternehmen verkauft rund eine Milliarde Produkte in 196 Ländern. Pro Tag. Nestlé ist damit in mehr Staaten präsent, als die Uno Mitglieder hat. Produziert werden die Artikel in 447 Fabriken, verteilt auf 86 Länder. Die Zahl der Beschäftigten: 333000 weltweit.
Fast unvorstellbar, dass eines der am stärksten globalisierten Unternehmen vor knapp 150 Jahren mit einem einzigen Produkt an den Markt ging. Eines, das der Firmengründer Henri Nestlé sogar selbst erfand: Nestlés «Kindermehl», ein Pulver aus Milch, Brot, Zucker – entwickelt mit dem Ziel, Säuglinge und schwächelnde Personen für wenig Geld zu stärken. Das Pulver machte Nestlé zu einem der Pioniere der industriellen Massenproduktion von Lebensmitteln.
Heute produziert Nestlé alles: Cornflakes und Katzenfutter, Tiefkühlpizzen und Tafelschokolade, Kaffeekapseln und KitKats, Vitaminsäfte und Fettbomben. Der Multi ist in fast jeden Nahrungsmittelbereich vorgedrungen. Und verstärkt heute vermehrt die Bereiche Gesundheit und Kosmetik – mit dem «langfristigen strategischen Ziel, das führende Unternehmen in Nutrition, Gesundheit und Wellness zu sein», wie Nestlé diese Woche in einer Mitteilung schrieb.
Der Anspruch scheiterte bisher an der Wirklichkeit: Einen Grossteil des Umsatzes macht Nestlé mit Fertigprodukten, Süsswaren oder Glace. Wofür der Konzern jedoch in jüngster Zeit am stärksten kritisiert wurde: Er macht heute 6,7 Milliarden Franken Umsatz mit einem Gemeingut, das weltweit fast gratis zu haben ist. Dem Wasser.