Axpo-Chef Heinz Karrer (54) wird künftig den Wirtschaftsdachverband Economiesuisse führen. Deren Findungskommission schlägt ihn als einzigen Kandidaten vor. Am 29. August wird ihn der Vorstand zum Nachfolger von Rudolf Wehrli wählen.
Die Karriere von Heinz Karrer ist steil und unkonventionell: Karrers Karriere begann mit einer KV-Lehre. Er machte auf dem zweiten Bildungsweg die Matura, studierte einige Semester Nationalökonomie in St. Gallen – ohne abzuschliessen. Als Spitzenhandballer schaffte er es 1984 sogar an die Olympischen Spiele in Los Angeles.
Mit 33 war er schon Chef eines Unternehmens (Intersport) – gefördert vom damaligen Bundesrat Adolf Ogi (71).
Karrer war auch schon Hausmann
Nach seiner Zeit als Topmanager bei Ringier und Swisscom gönnte er sich 2002 eine halbjährige Auszeit – als Hausmann.
«Sie brachte der Familie und mir enorm viel», sagte Karrer der «Schweizer Illustrierte». Der Kleinste seiner drei Söhne sei noch im Kindergarten gewesen und seine Frau habe eine Halbtagsstelle als Lehrerin gehabt. «Am Morgen machte ich Frühstück für die Kinder und verbrachte ab und zu mit Luca ein paar Stunden im Kindergarten.»
Nach der Auszeit übernahm Karrer den Job, den er heute noch hat: Er wurde Chef des Energiekonzerns Axpo (7,3 Milliarden Franken Umsatz, 4368 Jobs).
Poitische Ambitionen?
In der Intersport-Phase betonte Karrer, er habe keine politischen Ambitionen. Spätestens mit seinem neuen Amt als Economiesuisse-Präsident (etwa ein 50-Prozent-Pensum) ist er nun doch in der Politik angekommen. Und er wird, wie die ersten Reaktionen gestern gezeigt haben, von den meisten mit viel Vorschusslorbeeren erwartet.
Karrer ist ein hervorragender Kommunikator. Er ist bestens vernetzt. Unter anderem, weil er Partys nicht meidet. Und weil er schon als Strombaron viel mit Entscheidungsträgern zu tun hatte.
Und er steht nicht im Verdacht, ein Abzocker zu sein: Karrer verdiente 2011/12 bei der Axpo brutto 904'000 Franken. Er ist unter anderem Verwaltungsrat der Bank Notenstein (ehemals Wegelin).
Karrer (54) ist ein passionierter Bergsteiger. Bei der Economiesuisse wird er seine Ausdauer brauchen können. Und bei der Axpo wird man den «Arena»-tauglichen Chef vermissen – in Zeiten der Diskussionen über den Atomausstieg.