Darum gehts
Pharmaunternehmen investieren jedes Jahr Millionenbeträge, um Zugang zu Ärztinnen und Ärzten, Spitälern, Gesundheitsorganisationen und Patientengruppen zu erhalten. Sie finanzieren Fachpersonen die Teilnahme an Ärztekongressen, engagieren sie als Referentinnen oder Berater – und sponsern Gesundheitseinrichtungen unterschiedlichster Art.
Eine aktuelle Auswertung von Ringier Medien Schweiz zeigt: Von diesen Geldern profitieren auch reihenweise PR-Unternehmen und Werbefirmen. Sie organisieren beispielsweise im Auftrag von Fachgesellschaften oder der Industrie Kongresse und Weiterbildungsevents und kassieren dafür Sponsorengelder in Millionenhöhe. Es gibt sogar Ärzte, die dank eigenen Werbe- und Beratungsfirmen, die sie neben ihrem Job als Arzt betreiben, von solchen Zuwendungen profitieren.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
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Sponsorengelder: Ungebremstes Wachstum
Mehr als 60 Pharmaunternehmen legen inzwischen seit zehn Jahren ihre Zahlungen gemäss dem brancheninternen Pharma-Kooperations-Kodex offen. Die Analyse zeigt ein ungebremstes Wachstum: Im Jahr 2024 verteilten Pharmafirmen allein im Bereich Sponsoring knapp 105 Millionen Franken – vor zehn Jahren waren es noch 43 Millionen.
Zusammen mit Beratungshonoraren, Forschungsgeldern für Spitäler und anderen Zuwendungen summierten sich die Zahlungen an Ärzte, Kliniken, Fachgesellschaften und Patientenorganisationen im Jahr 2024 auf rund 262 Millionen Franken.
Jedes Jahr zahlen Pharmafirmen in der Schweiz deutlich über 100 Millionen Franken an Ärzte, Organisationen und Spitäler. Mit diesem Geld laden die Unternehmen Ärzte zu Kongressen ein, bezahlen Beraterhonorare, kommen für Reisen oder Essen auf. Manche Gelder fliessen als Spenden an Spitäler und Vereine oder als Sponsorings an Apotheken. Wie viel Geld erhält dein Arzt oder Spital? Auf Pharmagelder.ch findest du Ärzte, Spitäler und Organisationen, die einer Publikation zugestimmt haben.
Jedes Jahr zahlen Pharmafirmen in der Schweiz deutlich über 100 Millionen Franken an Ärzte, Organisationen und Spitäler. Mit diesem Geld laden die Unternehmen Ärzte zu Kongressen ein, bezahlen Beraterhonorare, kommen für Reisen oder Essen auf. Manche Gelder fliessen als Spenden an Spitäler und Vereine oder als Sponsorings an Apotheken. Wie viel Geld erhält dein Arzt oder Spital? Auf Pharmagelder.ch findest du Ärzte, Spitäler und Organisationen, die einer Publikation zugestimmt haben.
Kritiker warnen seit Jahren vor den Folgen. Denn verschiedene Studien belegen, dass finanzielle Vorteile das Verschreibungsverhalten der Ärzte beeinflussen können.
Gesundheitsökonom Heinz Locher kritisiert: «Die Dreistigkeit, mit der trotz klarem Willen des Gesetzgebers weiterhin lobbyiert und gesponsert wird, ist empörend.»
Onkologe in der Doppelrolle
Mitunter greifen Ärztinnen und Ärzte auch mit eigenen Firmen nach diesen Geldern – etwa die PlayToKnow AG. Verwaltungsratspräsident ist der Zürcher Onkologe Daniel Helbling. Der frühere CEO des Onkozentrums Zürich präsidiert heute dessen Verwaltungsrat – und ist weiterhin klinisch tätig.
Seine Firma PlayToKnow gründete er bereits vor elf Jahren. 2024 erhielt Helblings PlayToKnow von mehreren Pharmafirmen insgesamt rund 480’000 Franken. Unter den Geldgebern: die Pharmariesen Bristol-Myers Squibb, AstraZeneca, Pfizer, Eli Lilly und Merck, die jeweils fünf- bis sechsstellige Beträge überwiesen. In den letzten vier Jahren summierten sich die Einnahmen aus Sponsoring und Beratungen auf rund 1,8 Millionen Franken.
PlayToKnow beschreibt sich als Organisatorin von «Medical Education Events» – also medizinischen Fortbildungsveranstaltungen – für Fachgesellschaften und Pharmaunternehmen. Das Unternehmen übernimmt zudem Marketingaufgaben, erstellt medizinische Publikationen («Medical Writing & Publications») und organisiert nationale sowie internationale Kampagnen («Roadshows»). PlayToKnow ist also auch eine Werbefirma.
Transparenz und Interessenkonflikte?
Wie verträgt sich eine ärztliche Tätigkeit am Onkozentrum Zürich mit einer eigenen – von der Pharmaindustrie gesponserten – Firma? Der Tumorspezialist sieht in seiner Doppelrolle keinen Interessenkonflikt. Er betont: «Die PlayToKnow AG ist ein unabhängiges Unternehmen.» Er spiele im Tagesgeschäft der Firma keine aktive Rolle. Alle Aktivitäten erfolgten im Rahmen der geltenden Regulierungen und entsprächen den Transparenz- und Compliance-Vorgaben der Pharmaindustrie.
Im Gegenzug für das Sponsoring biete PlayToKnow der Pharmaindustrie «gängige Leistungen», so Helbling: Bei den ärztlichen Fortbildungen werden die Firmenlogos präsentiert, Sponsorenvertreter dürfen an den Anlässen teilnehmen und Informationsmaterialien auslegen. Helbling versichert: «Der Einfluss der Sponsoren auf die Inhalte oder die Programmentwicklung von Veranstaltungen besteht nicht.»
Er trenne seine ärztliche Tätigkeit «strikt» von den Aktivitäten der Werbefirma. «Eine Einflussnahme auf meine klinische Arbeit durch diese Kooperationen besteht nicht.» Er sieht sich vielmehr in der Verantwortung, «einerseits als Arzt meinen Patientinnen und Patienten die bestmögliche Behandlung zu bieten und andererseits mit der PlayToKnow einen Beitrag zur hochwertigen und unabhängigen Weiterbildung zu leisten». Seine persönliche Beratungstätigkeit lege er in seinen wissenschaftlichen Vorträgen offen.
Eigene Reputation hilft
Doch ganz so einfach lassen sich Helblings Engagements nicht trennen. Denn letztlich generiert die PlayToKnow Aufträge von Fachgesellschaften und Pharmaunternehmen gerade wegen seiner Reputation als Krebsspezialist. Damit verknüpft sind auch die lukrativen Sponsorengelder. Helbling entgegnet: Ziel der Aktivitäten der Firma PlayToKnow sei die Förderung der ärztlichen Fortbildung, nicht die wirtschaftliche Gewinnmaximierung.
Die naheliegende Frage bleibt: In welchem Umfang profitiert Helbling als Firmengründer und Verwaltungsratspräsident vom wirtschaftlichen Erfolg seiner Agentur – und damit indirekt vom Pharmasponsoring? Diese Frage liess Helbling gegenüber dem Beobachter unbeantwortet.