Hayek-Idee: 1 Lehrling auf 12 Angestellte
Nur Raiffeisen schafft es!

Kaum ein Schweizer Grossunternehmen erfüllt Hayeks Lehrlings-Idee. Nicht einmal Swatch selbst.
Publiziert: 15.04.2013 um 22:36 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:43 Uhr
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«Mein Vorschlag hilft dem ganzen Werkplatz», sagt Uhrenunternehmer Nick Hayek.
Foto: Daniel Kellenberger
Von Claudia Stahel und Thomas Ungricht

Diese Idee sorgt für Diskussionen: Swatch-Chef Nick Hayek forderte im «SonntagsBlick» eine Lehrlingsquote von 1:12 für jeden Betrieb. Pro 12 Mitarbeitende soll mindestens ein Lehrling beschäftigt werden.

Bundesrat Johann Schneider-Ammann findet den Vorschlag «vernünftig». Applaus gibt es auch von Arbeitgeber­seite. Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Gewerbeverbandes, begrüsst Hayeks Vorschlag.

Doch wie sieht die Realität aus? Und wie schneidet der Uhrenkönig selbst ab? Eine Umfrage von BLICK bei den grössten Schweizer Arbeitgebern zeigt klar: Die Schweizer Grossunternehmen hinken Hayeks Forderung weit hinterher.

Einzig Raiffeisen würde bereits heute dieser Quote genügen. Die Bankengruppe hat ein Verhältnis von Lehrlingen und Mitarbeitern von 1:10. «Wir legen grossen Wert auf die Nachwuchsförderung», sagt Sprecherin Sonja Stiegl­bauer.

Die Plätze zwei und drei teilen sich zwei Industrie­unternehmen: Schindler und ABB kommen auf ein Verhältnis 1:15, respektive 1:16.

Und wo steht Swatch? Hayeks Betrieb ist weit abgeschlagen klassiert. Auf 15 800 Mitarbeiter kommen 360 Lehrlinge. Das gibt ein Verhältnis von 1:44!

Nahm Hayek da den Mund etwas zu voll? «Ich nehme Swatch von der Quote selbstverständlich nicht aus», so der Swatch-Chef. Nur: «Wir suchen mehr Lehrlinge und finden sie zum Teil nicht!» Um das Ziel zu erreichen, müsste das duale Ausbildungssystem gefördert und entsprechende Strukturen geschaffen oder ausgebaut werden. «Das geht nur, wenn wir allen bewusst machen, wie wichtig Lehrlinge für den Werkplatz Schweiz sind.» Das verlange aber ein Umdenken bei den Eltern, der Schule und der Gesellschaft. «Nur so können wir die Lehrlingsausbildung für Schulabgänger und künftige Arbeitgeber wieder attraktiver machen, statt nur nach Uni-Abgängern zu suchen.» Ein erstes Zeichen hat Swatch gesetzt. Kommenden Sommer fangen 390 Lehrlinge ihre Ausbildung an.

Den letzten Platz belegt bei der Umfrage die Airline Swiss. Sprecherin Sonja Ptassek: «Ein Verhältnis 1:12 scheint uns für unser Geschäftsfeld fast nicht umsetzbar, da geeignete Stellen fehlen.»

Auch Monika Weibel von der Migros ist skeptisch. Der Detailhändler punktet mit einer verhältnismässig guten Quote von 1:19. In kleineren Betrieben seien höhere Quoten einfacher umsetzbar. «Fakt ist: Wir sind der grösste Ausbildner in der Schweiz», so Weibel.

Was die Migros-Sprecherin anspricht, ist in vielen kleinen und mittelgrossen Firmen Realität. Sie beschäftigen verhältnismässig viele Lehrlinge und können deshalb ihre Personalkosten tief halten.

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