Heute beginnt in Bellinzona der Strafprozess gegen Dieter Behring (61), den mutmasslichen Betrüger, der mithilfe eines angeblich selbst erschaffenen Handelssystems über 2000 Geschädigte um 800 Millionen erleichtert haben soll. Für den Prozess plant das Gericht einen ganzen Monat ein.
Behring wäre der wohl grösste Betrüger der jüngeren Schweizer Geschichte, sollte das Gericht den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft folgen. In den Tagen vor dem Prozess erstellte Behring einen Countdown auf seinem Blog und informiert die Öffentlichkeit über sein Befinden.
Mordauftrag gegen Behring?
In seinen Beiträgen beschwert er sich über die Tätigkeit der Behörden, klagt über deren «Dilettantismus». Behring schreibt, sie hätten ihm sehr spät einen «Berg an Akten» zugestellt, an denen er täglich über 12 Stunden arbeitete. Frühere Geschäftspartner und 15 Geschädigte werden als Zeugen vorgeladen. Dafür habe Behring zu wenig Zeit erhalten, um sich in jeden einzelnen Fall einzulesen, so der Vorwurf.
Er gibt klar zu verstehen, dass er das Opfer der Justiz sei. So «uminterpretiere» die Verfahrensleitung etwa Aussagen von ehemaligen Mitstreitern. Das sei «unerträglich, wenn man die Wahrheit kennt.»
Vor fünf Tagen berichtete er zudem von einem angeblichen Mordauftrag gegen ihn und eine weitere Person. Die Bundesanwaltschaft, der er das gemeldet habe, bleibe angeblich untätig. Sein Misstrauen gegenüber der Justiz zeigt sich auch darin, dass er angeblich in den letzten Jahren Prozesse in Bellinzona besucht haben will, um in Erfahrung zu bringen, «was und wer uns dort erwartet».
Sein «Fraueli» bleibt an seiner Seite
Trotz all den Strapazen, die einer der grössten Strafprozesse der Schweiz so mit sich bringt, habe Behring letzten Freitag doch noch Zeit gefunden, den Geburtstag seines «Fraueli» Ruth zu feiern. Sie war selbst einmal Mitangeschuldigte. Bundesanwalt Michael Lauber entschied sich aber für die Strategie, nur noch Behring selbst zu verfolgen. Der riesige Fall drohte sonst, an Verjährung zu scheitern.
Musikalisch stimmte sich Behring auf den Prozess mit Hardrock ein. Er empfiehlt ein Lied mit dem bezeichnenden Titel «Silence Lost» und erklärte das zum Programm der nächsten Tage. Schliesslich zeigt er sich mit diversen Zitaten kämpferisch. Unter anderem mit einem von Konrad Adenauer: «Wenn die anderen glauben, man sei am Ende, dann muss man erst richtig anfangen.»