Modeketten wie H&M oder C&A produzieren in Billiglohnländern. Sonst könnten die Kleider-Giganten ihre Artikel nicht so günstig anbieten. Was nun aber der ehemalige britische Journalist Peter Humphrey berichtet, sorgt für ein Beben in der Modebranche.
Zwei Jahre sass der Brite im Gefängnis Qingpu in der Nähe von Schanghai. Er soll sich illegal Informationen beschafft haben, als er an einer Geschichte über einen Bestechungsskandal in der Pharmabranche recherchierte. Im Gefängnis beobachtete er, wie Mitinsassen Kleider für H&M und C&A produzierten.
15 Euro Lohn pro Monat
Die Knast-Schneider verdienen knapp 15 Euro im Monat! Mit dem Geld mussten sie Hygieneartikel und Esswaren kaufen, schreibt Peter Humphrey in der «New York Times». «Das Gefängnis wurde wie eine Firma geführt», sagt er. Die Insassen seien frühmorgens aus ihren Zellen geholt worden. Und erst spätabends wieder aus der Fabrik zurückgekommen.
Grundsätzlich ist es nicht verboten, dass Grosskonzerne in Gefängnissen produzieren lassen. Solange sie sich an Richtlinien halten und die Arbeitsbedingungen kontrollieren. Im chinesischen Gefängnis ist das offenbar nicht möglich gewesen. Die Knastleitung konnte die Häftlinge nach Belieben einsetzen und sie so lange arbeiten lassen, wie es ihr beliebte.
H&M und C&A wollen von nichts gewusst haben
Ein H&M-Sprecher behauptet, nichts von der Produktion im Knast zu wissen. «Es wäre völlig inakzeptabel, wenn wir in Gefängnissen produzieren würden», sagt er. Und würde gegen sämtliche ethischen Richtlinien verstossen, die sich H&M gegeben hat. «Aber klar, wir werden der Sache sofort nachgehen», verspricht er.
Auch bei C&A gibt man sich ahnungslos. «Alle unsere 273 Firmen, mit denen wir in China zusammenarbeiten, werden jährlich kontrolliert», sagt ein Sprecher. Die Kontrollen würden ohne Ankündigung stattfinden. «Von der Zwangsarbeit im Gefängnis haben wir nichts gewusst. Wir nehmen den Fall aber ernst und werden umgehend reagieren.»