Hagelsturm trifft Berner Erdbeerbauern
«Es sieht nicht gut aus»

Am Montag fegten heftige Unwetter über die Schweiz. In der Region Bern sowie in der Zentralschweiz hagelte es teils kräftig. Bei einigen Bauern ist die gesamte Erdbeerernte betroffen.
Publiziert: 24.05.2022 um 17:30 Uhr
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Bauer Rolf Rohrbach pflanzt in Aarwangen BE auf 1,5 Hektaren Erdbeeren an.
Foto: Zvg
Sarah Frattaroli

Auf 1,5 Hektaren baut Rolf Rohrbach (50) in Aarwangen BE Erdbeeren an. «Die Felder waren dieses Jahr besonders schön», erzählt er Blick am Telefon. Bis gestern ein heftiger Hagelsturm über Rohrbachs Hof zog. «Es sieht nicht gut aus. Der Schaden ist immens. Alle Felder sind betroffen», meint der Landwirt. Und das ausgerechnet jetzt, zur Haupterntezeit.

Familie Rohrbach baut auf dem Hof seit mehr als 50 Jahren Erdbeeren an. Es ist erst der dritte Hagelfall in der Geschichte. Neben Erdbeeren stehen auf den Feldern unter anderem auch Himbeeren und Bohnen. «Ich hatte noch gar keine Zeit, mir die anderen Kulturen anzuschauen. Der Schaden hier bei den Erdbeeren ist viel zu gross», sagt Rohrbach.

Dahin sind nicht nur die reifen Erdbeeren. Sondern auch die noch jüngeren, grünen Beeren. Sie wachsen zwar weiter und werden irgendwann rot – doch die Hagelschäden bleiben. «Fast jede Beere hat ein Näggi», sagt der Berner.

Jeder dritte Apfelbaum dahin

Droht nun eine Erdbeerenknappheit? Nein, beruhigt der Schweizer Obstverband. Denn Hagel ist regional beschränkt, trifft nicht die gesamte Ernte, sondern nur einzelne Höfe. Wer wie Familie Rohrbach mitten drin steckt, hat Pech.

Mehr Glück hatte diesmal Andreas Suter (33), Inhaber des Loorhofs in Lupfig AG. «Als es gestern so heftig zu regnen anfing, hatten wir schon Angst», erzählt er. Suter weiss, wovon er spricht: Gerade einmal einen Monat ist es her, seit ein Hagelsturm seine Apfelbäume in Mitleidenschaft zog. «3000 von 9000 Apfelbäumen wurden zerstört.»

Weil sich Apfelbäume nicht versichern lassen, muss Suter den Ausfall selber zahlen. «Es dauert drei bis vier Jahre, bis ich die Bäume ersetzt habe und sie wieder Ertrag liefern. Pro Jahr kostet mich das 40'000 Franken.» Unter dem Strich muss er einen Ertragsausfall von 120'000 bis 160'000 Franken verkraften.

Leute kommen schon wieder zum Erdbeerpflücken

Nach der Erfahrung mit den Apfelbäumen hat Suter vorgesorgt: «Wir haben extra Hagelschutznetze über die Erdbeeren gelegt.» Sie waren schlussendlich nicht nötig, der Hagel verfehlte Suters Hof.

Anders bei Erdbeeren Tschanz in Oppligen BE. Fünf Minuten lang hagelte es dort am Montag. «Wir sahen den Hagel auf dem Radar kommen und haben alle Felder sofort abgedeckt», erzählt Inhaberin Sandra Tschanz (45). Bei drei Hektaren keine leichte Aufgabe. Doch es hat sich gelohnt: «Ohne die Hagelnetze hätten wir wohl einen Totalausfall.» Für die übrigen Kulturen blieb allerdings keine Zeit mehr. Der Salat und das Gemüse wurden arg in Mitleidenschaft gezogen.

Bei den Erdbeeren läuft der Betrieb auf dem Hof der Familie Tschanz am Tag nach dem Hagelsturm bereits wieder normal: Die Leute kommen vorbei, um ihre eigenen Erdbeeren zu pflücken.

Retten, was zu retten ist

Sind die Hagelkörner grösser als ein 1-Franken-Stück, bringen aber auch Schutznetze wenig. Rolf Rohrbach aus Aarwangen BE hatte daher gar nicht erst welche angebracht. Immerhin: Seine Versicherung deckt einen Teil des Ausfalls. Wie viel, ist noch unklar.

Er versucht nun, zu retten, was noch zu retten ist. «Wir verkaufen aktuell die beschädigten Erdbeeren in unserem Hofladen. Halt einfach zu einem tieferen Preis.»

Was nicht weggeht, wird verarbeitet: zu Püree oder Konfitüre. Klingt simpel, ist logistisch aber eine Herkulesaufgabe. Denn durch die Hagelschäden werden die Erdbeeren schneller faulig. «Wir müssen dieses Jahr im Rekordtempo pflücken und verarbeiten», erzählt Rohrbach.

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