Gestylt, charmant, stets lächelnd: Die Öffentlichkeit kennt Adriano Agosti (53) vor allem als Society-Löwen und Polo-Spieler. Verwaltungsräte kennen auch seine harte Seite: Beispielsweise Ciba-Chef Armin Meyer (59), den Agosti aus dem Amt jagen und durch Christoph Blocher (68) ersetzen wollte. Jetzt schlägt das Pendel zurück. In Finanzkreisen geht das Gerücht um, Agosti stecke in finanziellen Schwierigkeiten.
Herr Agosti, Kritiker werfen Ihnen vor, eine «Heuschrecke» zu sein, ein Investor, der nur auf schnelle Gewinne spekuliert.
Adriano Agosti: Ich bin keine Heuschrecke. Wer das behauptet, hat nicht verstanden, was in «Value Investor» tut. Wir investieren in unterbewertete Firmen und begleiten sie, bis sich der Erfolg einstellt.
Aber in letzter Zeit haben Sie mit Ihrem Beteiligungsvehikel vor allem Verluste produziert.
Das sehe ich gelassen, denn ich habe Zeit. Wir sind seit 2007 in einer Börsenkrise. Vergangenes Jahr habe ich einen Buchgewinn von 19 Prozent erzielt. 2008 büsste mein Golden Peaks Capital Fund rund 45 Prozent ein.
Mit Ihren Investments hatten Sie keine glückliche Hand. Ein Beispiel: Sie stiegen beim Kioskkonzern Valora bei einem Kurs von...
...218 Franken...
...ein, heute ist die Valora-Aktie noch 152 Franken wert, der Buchverlust beläuft sich auf neun Millionen Franken. Bei anderen Firmen sind Ihre Verluste noch dramatischer.
Natürlich sind wir unzufrieden. Die heutige Bewertung widerspiegelt jedoch nicht den Wert der Gesellschaft, sondern das miserable Marktumfeld. Aber gerade bei Valora zeigen sich erste Erfolge.
Dort müssen Sie jetzt beweisen, dass Sie ein guter Unternehmer sind. Die alten Chefs sind ausgewechselt.
Valora wird ein erfolgreiches Investment. Deshalb verkaufe ich auch nicht.
Sind Sie in drei Jahren noch immer bei Valora, der Industrieholding Cham und der englischen Firma Volex involviert?
Bei Volex und Valora – ja. Bei der Industrieholding Cham liegt der verbleibende Zeithorizont eher bei zwölf bis 18 Monaten.
Auch privat sind Ihre Zahlen nicht berauschend. Sie führen zwar in London ein Polo-Gestüt, zahlten aber in der Schweiz 2006 keine Steuern. Das weist auf hohe Verschuldung hin.
Falsch! Ein Steuerausweis ist das Resultat vorübergehender Bewertungsänderungen und Umbauten bei Immobilien. Zudem reinvestiere ich den grössten Teil meiner Gewinne in meine Unternehmen. Also werden in gewissen Jahren weder ein Lohn noch Dividenden ausbezahlt. Im Kanton Zürich versteuerte ich aber beispielsweise kürzlich ein Einkommen im siebenstelligen Bereich.