Grosser Vergleich der Wechselkurse
Mit diesen Banken kommst du günstiger durch die Ferien

Um mehr als 4 Prozent unterscheiden sich die Kurse der Kredit- und Debitkarten. Mit der richtigen Auswahl tappst du aber nicht in die Kostenfalle. Die grosse Übersicht.
Publiziert: 06.07.2025 um 13:54 Uhr
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Aktualisiert: 06.07.2025 um 15:03 Uhr
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Ohne Kredit- oder Debitkarte sollte man nicht ins Ausland reisen. Auch wenn Karten zunehmend nur noch virtuell auf dem Handy zum Einsatz kommen.
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Darum gehts

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Michael Heim
Handelszeitung

Zwei bis drei Millionen Mal pro Jahr wird eine Schweizer Bankkarte in einen Geldautomaten im Ausland gesteckt, um Geld abzuheben. Bis zu 50 Millionen Mal bezahlen Schweizerinnen und Schweizer mit einer Karte im Ausland oder per Fremdwährung im Internet. Und jedes Mal verdienen Banken und Kartengesellschaften mit: an Wechselkursen und Auslandzuschlägen.

Ein gutes Geschäft, denn die Volumen nehmen jährlich stark zu. Wickelten Schweizerinnen und Schweizer 2019 – im letzten Jahr vor der Pandemie – noch Zahlungen in der Höhe von 30 Milliarden Franken im Ausland über ihre Bankkarten ab, war das Volumen 2024 gemäss Zahlen der Nationalbank bereits auf 44 Milliarden gestiegen. Bei 2 bis 3 Prozent Devisenmarge bedeutet das ein Milliardengeschäft.

Bezahlt wird das von der Kundschaft – und dies sehr ungleich. Denn die Konditionen der Banken für den Einsatz von Kredit- und Debitkarten unterscheiden sich stark, wie ein Test der Handelszeitung zeigt. Dabei wurden mit rund zwei Dutzend Karten an einem Geldautomaten in Süddeutschland Euros bezogen, und es wurde verglichen, was die Banken dafür in Rechnung stellten. Das Ergebnis: Die effektiven Wechselkurse der teuersten Banken lagen mehr als 4 Prozent über jenen der günstigsten Banken – ohne Berücksichtigung der ebenfalls sehr unterschiedlichen Zuschläge für den Bargeldbezug am Automaten (siehe Grafiken weiter unten).

Kreditkartenfirmen haben die schlechtesten Wechselkurse

Am teuersten waren die Kreditkarten der Kartenherausgeber Swisscard, Cembra und Cornèrcard. Ihre Euro-Kurse lagen allesamt 4 Prozent oder mehr über dem Devisenmittelkurs zum Zeitpunkt der Transaktion. Wenig zu tun haben diese Kosten mit den in den Gebührentabellen ausgewiesenen «Fremdwährungszuschlägen» von 1,2 Prozent (Cornèrcard), 1,5 Prozent (Cembra) oder 2,5 Prozent (Swisscard). Die einfache Erklärung: Die restliche Marge steckt im verwendeten Devisenkurs, und Kartenanbieter mit tiefen Zuschlägen packen offensichtlich einfach mehr Marge rein – ein Bild, das sich auch schon in früheren Tests zeigte.

4 Prozent tönt nach wenig. Würden alle 44 Milliarden Franken im Ausland mit dieser Devisenmarge bezahlt, kämen so jedoch mehr als 1,7 Milliarden Franken zusammen.

Artikel aus der «Handelszeitung»

Dieser Artikel wurde erstmals im Angebot von handelszeitung.ch veröffentlicht. Weitere spannende Artikel findest du unter www.handelszeitung.ch.

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Unter den günstigsten Angeboten befinden sich die Debitkarten der bekannten Digitalanbieter: Radicant verrechnete einen Kurs, der sogar leicht unter dem Devisenmittelkurs lag. Die Neobanken Alpian, Yapeal, Wise, Revolut, Neon und Yuh verlangten einen Aufpreis von zwischen null und 1 Prozent. Die Handelszeitung hat Kreditkarten und Debitkarten direkt verglichen, da heutige Debitkarten – bis auf ein paar Ausnahmen wie Garantien bei Autovermietungen – ähnlich eingesetzt werden können wie Kreditkarten.

Zürcher Kantonalbank und Bank WIR

Zwei Namen fallen neu unter den günstigsten Anbietern auf. Einerseits die Bank WIR, die vor allem für ihre Parallelwährung, für das KMU-Geschäft sowie als Partnerin der Säule-3a-App Viac bekannt ist. Die von ihr vor rund einem Jahr lancierte Mastercard-Debitkarte verrechnete für die bezogenen Euro einen Aufschlag von gerade mal 0,17 Prozent – und damit 4 Prozent weniger als die teuersten Karten. Mit 24 kostenlosen Bankomatbezügen im Ausland pro Jahr eignet sich die Karte zudem auch für Freunde des Bargelds. Ebenfalls nur 0,17 Prozent Kursaufschlag verrechnete die Zürcher Kantonalbank beim Bargeldbezug mit ihrer Debitkarte. Wäre die Karte nicht am Automaten, sondern in einem Geschäft eingesetzt worden, wäre jedoch noch ein Zuschlag von 1,25 Prozent dazugekommen. Die ZKB ist eine der ganz wenigen Banken, die am Automaten andere Kurse verwendet als bei Kartenzahlungen.

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Insgesamt zeigt sich: Bei Banken, die auf ein digitalaffines Publikum zielen, sind die Kurse tendenziell besser. Und Debitkarten sind in der Regel günstiger als Kreditkarten. Sieben Jahre nachdem die britische Revolut mit praktisch margenfreien Kursen in der Schweiz ihr Kontoangebot lancierte, ziehen zunehmend auch traditionelle Banken nach. So hat etwa die Migros Bank bei den von ihr ausgegebenen Kreditkarten schon vor einigen Jahren den Fremdwährungszuschlag gestrichen. Mit 2,4 bis 2,9 Prozent Marge (je nach Karte) liegt sie nun im Mittelfeld der Banken.

Von Neobanken wie Revolut herausgefordert, stehen die Banken vor einem schwierigen Poker: Passen sie sich an, verlieren sie die Einnahmen aus dem Devisengeschäft. Tun sie es nicht, verlieren sie allenfalls Kundschaft an die Konkurrenz – und das vorderhand unsichtbar, denn die Zahl der insgesamt in der Schweiz ausgegebenen Karten spricht dafür, dass viele Kundinnen und Kunden in den letzten Jahren zusätzliche Karten bezogen haben, ohne die bestehenden zu künden. Entsprechend zaghaft bewegen sich die meisten Banken. Klar ist nur: Revolut hat mit ihren Kampfpreisen in der Schweiz bereits mehr als eine Million Kundinnen und Kunden und gewinnt derzeit rund 20’000 neue Kunden pro Monat.

Viseca nimmt 100 Millionen Franken ein

Die Devisenmargen sind eine wichtige Einnahmequelle für die Banken, wie der Blick in die wenigen Erfolgsrechnungen zeigt, die öffentlich zugänglich sind: Die Kartengesellschaft Viseca, ein Gemeinschaftsunternehmen verschiedener Kantonal- und Regionalbanken mit mehr als vier Millionen Karten, nimmt pro Jahr rund 100 Millionen Franken mit Devisenhandel und Auslandzuschlägen ein – oder rund einen Fünftel des Betriebsertrags. Revolut wiederum weist für 2024 weltweit einen Fremdwährungsertrag von 422 Millionen Pfund aus, was rund 14 Prozent der Einnahmen ausmacht.

Die Banken reden ungern über ihre Devisenkurse. Die Handelszeitung hat zahlreiche um ein Gespräch angefragt und erhielt von den meisten eine Absage. Lediglich Marktführerin Viseca liess sich ein wenig in die Karten blicken. Die im Vergleich zu Debitkarten teureren Wechselkurse bei Kreditkarten erklärt Sprecher Nicolas Kucera unter anderem damit, dass bei diesen im Gegensatz zu Debitkarten Zinskosten durch die Vorfinanzierung anfallen. Zudem, so hält Kucera fest, decke der Fremdwährungszuschlag nicht nur die Kosten des Devisengeschäfts ab, sondern sei auch dadurch begründet, dass Transaktionen im Ausland anfälliger für Betrug oder Annullierungen seien. Daher gelte er auch für Auslandzahlungen in Franken.

Investiert haben die Banken in den letzten Jahren vor allem in Websites und Apps: Blickten Bankkunden früher bloss einmal pro Monat auf einen per Post verschickten Kontoauszug, erwarten sie heute Informationen in Echtzeit. Wer bei Neobanken eine Kartenzahlung tätigt, erhält eine Pushmeldung aufs Handy und sieht meist noch im selben Moment, was ihn die Zahlung gekostet hat. Das erlaubt nicht zuletzt den direkten Vergleich der Konditionen, etwa wenn es darum geht, ob im Ausland in der Landeswährung oder in Franken bezahlt werden soll.

Nachholbedarf bei den Apps

Zwar haben auch die traditionellen Kartengesellschaften und Banken in ihre Systeme investiert, doch wirklich mithalten können noch die wenigsten. Oft werden die Transaktionen einen oder zwei Tage mit provisorischen Kursen in den Kontoauszügen aufgeführt – und die Beträge werden ein paar Tage später dann nach oben korrigiert. Andere Banken zeigen zunächst nur den Euro-Betrag im Kontoauszug an, selbst wenn es sich um eine Debitzahlung handelt, die eigentlich direkt dem Konto belastet wird. Begründet wird das von den Banken mit dem Abrechnungsmodus. So werden Debitzahlungen bei vielen Banken erst am Abend final verbucht, Kreditkartenzahlungen meist erst nach mehreren Tagen. In der Zwischenzeit anfallende Kursänderungen wollen die Banken nicht aufs eigene Buch nehmen.

Bei einigen Banken bleibt die Kartenzahlung bis zum Schluss ein Blindflug. Die Migros Bank weist im Kontoauszug weder einen Wechselkurs noch die Gebühren von Debitkartenzahlungen separat aus. Das sei «aktuell systembedingt» nicht möglich, sagt Pressesprecher Urs Aeberli. «Wir erachten die separate Ausweisung aber als sinnvoll. Wir haben hierzu mit unserem Technologieprovider Kontakt aufgenommen und prüfen eine entsprechende Anpassung.»

Radicant wiederum führt Bankomatbezüge im Kontoauszug mit «keine Gebühren» auf, obwohl der belastete Betrag einen Zuschlag für den Bargeldbezug von 2 Franken enthält. Und bei der Digitalbank Alpian, die viel Werbung für ihr Kartenangebot macht, werden im Kontoauszug überhaupt keine Angaben zu den Kartentransaktionen gemacht. Man habe Preis und Sicherheit bei der Entwicklung priorisiert, sagt Mediensprecher Marcus Balogh. Ein Ziel «auf der Roadmap» sei aber, die Angaben zu verbessern.

Alpian ist eine der Banken, die offensiv mit ihren Wechselkursen wirbt – und die Versprechungen auch einlösen kann. Das zeigt ein zweiter Test, bei dem es um die Wechselkurse bei Banküberweisungen oder Kontoüberträgen geht. Auch hier rechnen die Banken höchst unterschiedlich ab, obwohl alle Zahlungen über Nacht aufgegeben und gleichzeitig ausgeführt wurden.

Bis zu 2 Prozent Aufschlag

50 Euro wurden im Test jeweils von einer Bank zur anderen überwiesen, wobei das Geld auf einem Franken-Konto belastet oder gutgeschrieben wurde. Der eine oder andere Franken blieb dabei auf der Strecke. So belastete die Basler Kantonalbank 1.87 Franken mehr, als sie für die eingehende Zahlung gutschrieb. Pro Transaktion ergibt sich so eine Devisenmarge von rund 2 Prozent – mehr als bei allen anderen Banken im Test. Auch die UBS und die Raiffeisen fielen mit eher hohen Kursen auf. Alpian dagegen verrechnete für den Devisenchange nur 0,24 Prozent. Revolut, Radicant und Swissquote/Yuh gehörten ebenfalls zu den günstigeren Banken (siehe Grafik unten).

Die Wechselkurse sind bei Auslandreisen entscheidend, aber sie sind nicht die einzige Kostenkomponente von Kredit- und Debitkarten. So werden für viele Karten noch immer Jahresgebühren verrechnet. Zudem gleichen einige Karten die Kosten mit einer Umsatzprämie wieder aus, die in Form von Punkten oder Franken-Gutschriften ausbezahlt wird. Der Vergleichsdienst Moneyland kommt in einer aktuellen Studie zum Schluss, dass bei den meisten Nutzerprofilen Karten ohne Jahresgebühren am besten abschliessen. Für die Nutzung im Inland, wo weniger Wechselkurse als Prämien den Ausschlag machen, sei Cashback von Swisscard das günstigste Produkt; im Ausland dagegen liegt bei Moneyland die Kreditkarte der Migros Bank vorne. Im Direktvergleich wurden allerdings nur Kreditkarten berücksichtigt.

Und so gilt in den Ferien, was sonst eher nicht als Regel taugt: Am günstigsten fährt, wer möglichst viele Karten hat und gezielt jene fürs Bezahlen, Geldabheben oder Reservieren einsetzt, die dafür jeweils am geeignetsten ist (siehe auch die Tipps rechts). Die eine Karte für alles gibt es nicht. Auch wenn die Werbung gerne das Gegenteil verspricht.

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