Migros-Chef Herbert Bolliger (61) muss es tief in seiner Ehre getroffen haben: Sein Unternehmen sei teurer als Erzrivale Coop! So verkündete es die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) vor einer Woche. Seither herrscht Krieg. Bolliger schickte seine Spezialisten los – die stiessen in dem Preisvergleich gleich auf mehrere Schnitzer. Gestern knickte die SKS ein: Migros und Coop seien gleich teuer, korrigierte sie.
«In der ersten Erhebung, die uns die SKS zustellte, war jede dritte Preisangabe falsch», ärgert sich Migros-Sprecher Urs-Peter Naef: «Das Vorgehen war unglaublich dilettantisch.»
Die erste Liste habe «tatsächlich nicht der bei uns üblichen Qualität» entsprochen, räumt André Bähler von der SKS ein. «Dass jeder dritte Artikel falsch gewesen sei, ist jedoch völlig übertrieben.» Von den publizierten Preisen seien nur vier falsch. Dies aber reichte für ein falsches Endresultat.
Besonders peinlich: Die Konsumentenschützer machen den Preisvergleich, der auch Händler in den Nachbarländern miteinbezieht, nicht zum Privatvergnügen. Sie handeln in offizieller Mission.
Ihr Auftraggeber ist das Büro für Konsumentenfragen (BFK), ein Kompetenzzentrum des Bundes. Damit ist das Resultat mitsamt Patzern amtlich. «Solche Fehler sind unschön und sollten nicht auftreten», so BFK-Leiter Jean-Marc Vögele.
Eigentlich wollte der Bundesrat die Konsumenten mit dem Preisbarometer auf überteuerte Importwaren hinweisen. Das Interesse hält sich in Grenzen: 250000 Klicks zählt die Webseite seit Oktober 2012 – die Hälfte in den ersten beiden Monaten nach dem Start.
Rund eine Million Franken – die Saläre mitgerechnet – steckte der Bund schon in diesen Versuch. Ein Klick aufs Preisbarometer kostet also rund vier Franken. Ende Jahr läuft das Projekt aus. SonntagsBlick weiss: Das BFK hat Antrag für zusätzliche 250 000 Franken zur Weiterführung gestellt.
Der jüngste Fehler fliesse in die Diskussion darüber ein, sagt Vögele. Ausschlaggebend sei er nicht. Und Naef betont, die Migros sei nicht grundsätzlich gegen der Preisbarometer: «Professionell gemacht muss er aber sein.»