Glücksgefühle öffnen unser Portemonnaie
Schnäppchen-Jagd ähnelt einem Drogenrausch

Das sagenhafte Gefühl, ein Schnäppchen zu ergattern – und das schlechte Gewissen danach. Therapeuten sind sich einig: Es unterscheidet sich kaum vom Rauschgefühl und dem tiefen Fall bei einem Drogenrausch.
Publiziert: 25.11.2016 um 17:54 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:33 Uhr
Der Black Friday lockt in Amerika jeweils unzählige Shopping-Begeisterte zur Schnäppchenjagd.
Foto: Brian Davies

Rote Schilder, Prozentzeichen, blinkende Rabattschilder: Bei vielen Menschen lösen derartige Schnäppchensymbole rauschartige Zustände aus. Das Gefühl sei einer Sucht nach Alkohol, Drogen oder auch Essen nicht unähnlich, sagen Therapeuten. Und dies nicht nur bei Personen, die unter einer Kaufstörung leiden.

Die Glückshormone sind schuld

Dabei wirke das Eintreten in den Lieblingsladen oder das Einloggen ins Online-Shopping-Portal wie ein Katalysator, denn in diesem Moment erhöhe der Körper bereits die Produktion des Glückshormons Dopamin. «Shopping ist wie eine Schatzjagd», sagt Darren Bridger, Berater in einer Londoner Neuromarketing-Firma zu BBC. «Die Suche selber ist schon höchstmotivierend.» 

Dann geht alles schnell: Der Grossteil der Menschen entscheidet in einem Sekundenbruchteil über einen Kauf. Meist komplett irrational, sagt Keonyoung Oh, Forscher an der Universität von New York Buffalo. Dies geschehe im Zusammenhang mit vorhergehenden, positiven Erlebnissen mit spezifischen Marken oder existierenden Bedürfnissen. 

Menschen sind nicht süchtig nach den Dingen, sondern nach dem Erlebnis

Die meisten Menschen seien nicht süchtig nach den Dingen, die sie kaufen, sondern nach dem gesamten Shopping-Erlebnis, sagt Angela Wurtzel, eine Therapeutin, die Shopping-Süchtige behandelt. Dies sei das Problem, das gelöst werden müsse – ähnlich wie bei Drogen und Alkohol. «Die Vorfreude kann bereits Tage oder sogar Wochen vor dem Einkauf eintreten, ganz ähnlich wie wenn man sich auf einen Drink freut», sagt Wurtzel. 

Sind dazu noch Schnäppchensymbole wie farbige Preisschilder oder blinkende Prozentzeichen involviert, stellt der Körper komplett in den Shopping-Modus um – ähnlich einem Überlebensinstinkt. Ist noch Angst vorhanden, einen guten Deal zu verpassen, schalte der Mensch gar in den Konkurrenzkampf um, sagt Psychologin Kit Yarrow.

Freunde verschlimmern alles noch

Wer nun glaubt, Freunde als Shopping-Blocker engagieren zu können, schneidet sich ins eigene Fleisch: Gleichgesinnte und Online-Reviews erhöhen die Lust am Shopping erst recht. Yarrow empfiehlt: sich zuerst für ein Produkt entscheiden – und erst dann das Preisschild konsultieren, um der Schnäppchensucht entgegenzuwirken. (kra)

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