Der Gewinn ist riesig: 49 Milliarden Franken. So hoch ist das Plus bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) im Jahr 2019. Das macht die SNB zu einem der erfolgreichsten Investoren der Welt, wie die britische «Financial Times» schreibt.
Das Blatt ist voll des Lobes für die Anlagepolitik der SNB. Das Resultat der Notenbanker würde «viele der erfahrensten Händler in der Vermögensverwaltung» in den Schatten stellen, heisst es.
Das Gros des Profits stammt, wie Unterlagen aus den USA zeigen, aus Gewinnen an der Börse. Die SNB hat in den letzten Jahren ein milliardenschweres Portfolio aufgebaut. Sie gehört zu den grössten Investoren in den USA.
Milliarden für Apple, Amazon, Microsoft
Ein Beispiel: Die SNB hält über 14 Millionen Aktien an Apple. Der Wert der Beteiligung summierte sich auf über 4 Milliarden Franken per Ende des letzten Jahres.
Ein weiteres Beispiel: Über 23 Millionen Aktien von Microsoft sind im Portfolio der Notenbank. Ihr Wert per Ende Dezember: 3,6 Milliarden Franken.
Und ein drittes Beispiel: Beim Händler-Schreck, dem Online-Riesen Amazon, hält die SNB mit einem Wert 1,3 Millionen Aktien mit einem totalen Wert von 2,4 Milliarden Franken.
Wie gewonnen, so zerronnen
Die Anlagepolitik macht die SNB aber auch angreifbar. Der Börsen-Crash im Corona-Umfeld der letzten Woche hat Hunderte Millionen im Portfolio vernichtet. Die Gewinne der ersten drei Monate sind zum Teil wieder weg.
Beispiel Apple: Der Kurs Anfang Jahr lag bei 300 Dollar. Anschliessend stieg die Aktie um fast zehn Prozent, um schliesslich wieder alle Gewinne abzugeben. Ein Nullsummenspiel für die SNB.
Beispiel Microsoft: Die Aktie startete bei knapp über 160 Dollar pro Titel ins Jahr, legte anschliessend zu, sackte in der letzten Woche aber wieder unter die Marke von 160 Dollar. Mittlerweile hat sich das Papier wieder etwas erholt – positiv für die SNB.
2 Milliarden extra
Beispiel Amazon: Anfang Jahr notierte der Titel bei fast 1900 Dollar. In der Spitze stieg die Aktie auf annähernd 2200 Dollar. 300 Dollar Gewinn pro Aktie – bei einem Bestand von über 1 Million Aktien. Das führte unter dem Strich zu einem Buchgewinn von über 300 Millionen Franken – auf einer einzigen Position.
Dann kam der Corona-Crash. Die Wall Street erlebte die schlechteste Börsenwoche seit der Finanzkrise von 2008. Die Kurse stürzten, auch jener von Amazon. Er erreichte den Wert von Anfang Jahr. Die Buchgewinne sind dahin. 300 Millionen haben sich innert Kürze in Luft aufgelöst.
Diese Schwankungen sind denn auch der Grund dafür, dass die SNB vorsichtig mit der Gewinnausschüttung ist. Sie lässt einen Grossteil des Profits unberührt – zum Unmut gewisser Politiker.
In diesem Jahr gibt es immerhin eine Sonderdividende. Bund und Kantone erhalten für das vergangene Jahr 2019 insgesamt 4 Milliarden Franken – statt der üblichen 2 Milliarden Franken. (ise)