Die Rückkehr des Winters ist ein neuer Schlag ins Kontor der grossen Kleiderketten und kleineren Modegeschäfte. Keinem Branchenzweig des Schweizer Detailhandels gehts derzeit so grausam an den Kragen.
Die Umsatzeinbussen liegen teilweise bei über 20 Prozent in den ersten dreieinhalb Monaten 2013.
Das Marktforschungsunternehmen GfK Schweiz bestätigt die Recherche von Blick.ch: «Unter dem ausbleibenden Frühling leiden die Bekleidungsgeschäfte besonders im Detailhandel», sagt Experte Thomas Hochreutener. «Sie bringen die Frühlingsware einfach nicht los.»
Der Ursache: Der Winter war gemäss den Messungen von Meteo Schweiz von Bern bis St. Gallen aussergewöhnlich lang. Es schneite oft, und oft war es bitter kalt – der härteste Winter im Mittelland seit 26 Jahren!
Stimmung auf dem Gefrierpunkt
Kauflaune unter null: Ulrich Stalder, Präsident der Schweizer Modegeschäfte und selbst Inhaber eines Bekleidungsladens, spricht von «stark gedrückten Modeumsätzen». Sein Verband vertritt 300 selbständige Mode und Textilläden wie Esprit, Fogal, Calida, Grieder oder Loeb.
Bei Schild lag der Umsatz im ersten Quartal rund 3 Prozent unter dem ersten Quartal 2012. «Wir gehen davon aus, dass der Markt in etwa doppelt so viel nachgelassen hat wie dies bei uns der Fall war», sagt Stefan Portmann, Präsident von Schild, zu Blick.ch.
Modeverkäufer Stalder fällt auf, dass Geschäfte verstärkt mit «Mid-Season-Sales» auf Kundenfang gehen, «um so Einzelteile reduziert loszuwerden». Stalder: «Sie können davon ausgehen, dass das Angebot in solchen Zwischen-Ausverkäufen deutlich grösser ist in diesem Jahr als in Vorjahren.» Die Läden versuchten so, Kunden anzulocken und ihre vollen Lager zu säubern.
Auffallend ist: Auch in ihren Online-Shops geizen die Modegeschäfte nicht mit Preisnachlässen.
Ein paar warme Tage und los gehts
Dabei braucht es nicht viel, damit die Kundschaft in Kauflaune kommt: «Die paar wenigen Frühlingstage haben Konsumenten zu Kauf von Frühlingsmode so richtig motiviert», weiss Stalder. Knallige Farben kämen überraschend gut bis sehr gut an. Ob die Einbussen von Februar und März wettgemacht werden können, hänge stark vom weiteren Wetterverlauf ab.
Er hofft aus einem weiteren Grund auf eine schnelle Rückkehr des Frühlings. Denn bereits rollen die ersten Lieferungen mit Damen-Sommerkollektionen an. Für die Kartons braucht es Platz im Lager, der durch die Frühjahrsmode allerdings noch blockiert wird.
Gut möglich, dass die Zwischen-Ausverkäufe zur Hochsaison von Schnäppchenjäger werden – dem Wetter sei Dank.