Gesellschafts-Ordnung in Gefahr
Immer mehr Menschen sind trotz Arbeit arm

Trotz eines leichten Aufschwungs am europäischen Arbeitsmarkt haben immer mehr Menschen trotz Vollzeitjobs zu wenig Geld zum Leben.
Publiziert: 14.11.2016 um 08:22 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 21:37 Uhr
Vollbeschäftigt, aber trotzdem zu wenig zum Leben: In den EU-Ländern gibt es immer mehr sogenannte Working Poor.
Foto: KEYSTONE/MARTIN RUETSCHI

Der Anteil der von Armut bedrohten Menschen unter den Vollzeitbeschäftigten in den EU-Ländern stieg von 7,2 Prozent im Jahr 2013 auf 7,8 Prozent im letzten Jahr. Das geht aus einer heute von der Bertelsmann-Stiftung veröffentlichten Untersuchung hervor.

Der seit 2008 erhobene «Social Justice Index» der Stiftung zeigt, dass der Anteil der von Armut bedrohten Vollzeitbeschäftigten in Deutschland von 5,1 Prozent im Jahr 2009 auf 7,1 Prozent im vergangenen Jahr stieg. Immerhin gab es demnach aber einen leichten Rückgang im Vergleich zum Jahr 2014 mit 7,5 Prozent. Dies deute auf erste Wirkungen des Mindestlohns hin, erklärte die Stiftung.

«Legitimität der Gesellschaftsordnung wird untergraben»

Der Anstieg der sogenannten Working Poor - also Menschen, die trotz Arbeit von Armut bedroht sind - bereitet den Studienautoren grundsätzlich grosse Sorgen. «Ein steigender Anteil von Menschen, die dauerhaft nicht von ihrer Arbeit leben können, untergräbt die Legitimität unserer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung», erklärte der Vorsitzende der Stiftung, Aart De Geus.

Die Studie zeigt insgesamt eine leichte Erholung des Arbeitsmarktes in der Europäischen Union. Im Jahr 2015 waren demnach mit 215,7 Millionen Menschen fast zwei Drittel der Bürger (65,6 Prozent) erwerbstätig. Im Vorjahr lag der Anteil mit 64,8 Prozent etwas niedriger. Die Arbeitslosenquote sank von 10,4 Prozent auf 9,6 Prozent.

23,7 Prozent von Armut und Ausgrenzung bedroht

Das Armutsrisiko veränderte sich dagegen kaum. Noch immer waren laut der Untersuchung 23,7 Prozent der EU-Bürger von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Im Jahr 2014 hatte der Wert mit 24,4 Prozent nur leicht höher gelegen. Besonders hoch waren die Anteile 2015 etwa in Griechenland (35,7 Prozent), Rumänien (37,3 Prozent) und Bulgarien (41,3 Prozent).

Gerade in Südeuropa drohen junge Menschen abgehängt zu werden. EU-weit sind 26,9 Prozent der Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahren von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. In Griechenland, Italien, Spanien und Portugal ist dagegen im Schnitt sogar jedes dritte Kind (33,8 Prozent) von Armut bedroht.

Der Stiftungsvorsitzende De Geus warnte vor diesem Hintergrund: «Die wachsende Perspektivlosigkeit vieler junger Menschen spielt den erstarkenden populistischen Bewegungen in die Hände.» (SDA)

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