Was haben Nordkorea und die Schweiz gemeinsam? Beide sind klein und haben kaum Bodenschätze. Aber dafür ist ihre geografische Lage besonders, zumindest sehen das die Nordkoreaner so. Die Lage will das Land nun ausschlachten, wenn es nach dem Regierungsberater und Ökonomen Ri geht. Sein Chef und «oberster Führer» des Landes ist Kim Jong Un (34).
Allerdings ist die nordkoreanische Diktatur – anders als die Schweiz – von der Weltwirtschaft isoliert. Ri erklärt sich denn auch mit «Wenn ..., dann ...». Wenn nämlich die Sanktionen aufgehoben würden, das politische Klima sich verbessere, dann könnte Nordkorea der Schweiz oder Singapur – einem anderen erfolgreichen Kleinen – nacheifern, schreibt die «Wirtschaftswoche».
Theoretisch verbunden, praktisch aber nicht
Wie die Schweiz mitten in Europa liege Nordkorea im Zentrum von Ostasien. Zu Ris Plänen etwa gehört eine Bahnstrecke bis nach Sibirien. Viele Länder würden ihre Waren lieber per Zug transportieren als zu verschiffen, glaubt der Berater. Eigentlich ist Nordkorea bereits ans Bahnnetz von Südkorea, China und Russland angeschlossen. Doch darauf verkehren keine grenzüberschreitenden Züge. Etwas, was auch der südkoreanische Präsident Moon Jae In gerne so schnell wie möglich ändern würde.
Ökonom Ri sieht Fortschritte im eigenen Land. Sein Beweis: Nordkorea gebe Daten zum Bruttoinlandprodukt bekannt. Dieses sei stabil. Ausländische Experten haben aber ihre Zweifel daran. So geht die südkoreanische Zentralbank davon aus, dass das Bruttoinlandprodukt von Nordkorea im vergangenen Jahr um 3,5 Prozent eingebrochen ist. So stark wie zuletzt Ende der 1990er-Jahre.
Nur Öffnung würde helfen
Das Wachstum führt Ri als Beweis dafür an, dass Teile der Wirtschaft unter den Sanktionen effizienter und autonomer geworden seien. Sie würden etwa nun selbst Dünger herstellen, anstatt solchen zu importieren. Experten von ausserhalb ist aber klar: Ein Wachstum wäre nur durch eine Marktöffnung möglich. In Ris Plänen taucht das aber nicht auf. (jfr)