Bislang galt bei der Swiss die Regel: Wird ein Flug storniert, erhalten die Reisebüros das Geld zurück. Nun gilt: Ist ein Flug storniert, müssen die Reisebüros einen Antrag auf Rückerstattung stellen. Das dauert bis zu 15 Minuten, je nach Billett. Schlimmer für die Reisebüro-Inhaber: Bis das Geld ausbezahlt ist, dürften mehrere Monate vergehen, wie diverse Betroffene gegenüber BLICK sagen.
Die Reisebüros und deren Kunden sind die Gehörnten. Sie müssen warten, bis der Rubel wieder rollt. Und im Fall eines Konkurses werden ihre Forderungen nachrangig behandelt. Heisst: Sie bleiben schlimmstenfalls auf offenen Rechnungen sitzen.
Ein Beispiel: Ruedi Ellenberger (59) führt seit den 80er-Jahren das Reisebüro Acapa mit vier Agenturen. Seine Kunden fordern ihr Geld für annullierte Tickets zurück. Das ist ihr gutes Recht.
Air China macht schnell
Ellenberger aber hat keine Wahl: Er muss die Direktive der Swiss und anderer Airlines weitergeben. Er muss seinen Kunden sagen, dass ihm aktuell kein Geld zurückerstattet werde. Ellenberger bittet seine Kunden um Verständnis. «Glücklicherweise zeigen sich viele Kunden einsichtig», sagt er.
Zweites Beispiel: Ein Unternehmer aus dem Raum Zürich. Umsatz: knappe 1,5 Millionen Franken monatlich. Die Hälfte davon sind Ticketverkäufe. Davon entfallen wiederum fast zwei Drittel auf die Swiss und andere Firmen der Lufthansa-Gruppe. Heisst unter dem Strich: Der Unternehmer verkauft jeden Monat Lufthansa-Tickets für 500'000 Franken.
Viele dieser Tickets sind aktuell unnütz. Der Flug findet nicht statt. Die Kunden fordern ihr Geld zurück. Das bringt den Unternehmer selbst in Bedrängnis. Er weist auf ein anderes Beispiel aus der Luftfahrt hin: Air China. Die staatliche Airline hat am Donnerstag darüber informiert, dass alle Flüge bis zum 3. Mai gestrichen sind. Das Geld für die Tickets wird ohne Wenn und Aber zurückerstattet.