Geld als Anreiz für Umfrage
Forscher verschicken Tausende Zehnernötli

Ein Sozialforschungsinstitut verschickt ungefragt Geld für die Teilnahme an einer Umfrage. Darf es das? Das berichtet der «Beobachter».
Publiziert: 10.10.2020 um 10:58 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2020 um 11:11 Uhr
Ein Zehnernötli wurde für einen Leser zum Ärgernis.
Foto: Keystone
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Gian Signorell («Beobachter»)

Ein Zehnernötli wurde für Leser V.S.*(Name der Redaktion bekannt) zum Ärgernis. Die Banknote steckte in einem Couvert des sozialwissenschaftlichen Forschungs- und Umfrageinstituts Fors. Das Institut wird überwiegend vom Schweizerischen Nationalfonds finanziert. Im Begleitbrief stand, dass die Note als Dank für das Mitwirken an der Studie «Leben in der Schweiz» sei, welche die Lebensbedingungen und gesellschaftlichen Veränderungen in der Schweiz untersucht.

«Unsere ganze Familie hat sich massiv daran gestört, dass im Voraus ein Bargeldbetrag im Couvert war, ohne dass wir irgendetwas gemacht hatten. Für die Teilnahme an einer zweiten Befragung versprach der Brief eine weitere Zehnernote für jedes Familienmitglied», sagt S. Steuergelder so einzusetzen, sei nicht in Ordnung, er werde die 10 Franken einer wohltätigen Institution spenden.

Bessere Antwortquote

«Kleine finanzielle Anreize steigern die Antwortquote. Das ist wichtig, damit unsere Umfrage möglichst repräsentativ wird und die erhobenen Daten damit von hoher Qualität sind», sagt Fors-Direktor Georg Lutz. Den Mehrkosten durch Anreize stünden Minderkosten gegenüber. Wenn sehr viele Leute antworten, müssen weniger angeschrieben werden. Das spare Material- und Portokosten.

Für die erste Welle der Befragung hat Fors 170'000 Franken für die Teilnehmenden budgetiert, für die zweite Welle 200'000 Franken. Befürchtungen, dass durch die finanziellen Anreize eine unerwünschte Verzerrung der Umfrageergebnisse entstehe, weil nur Leute antworten, die sich durch Geld motivieren liessen, seien unbegründet. Dies hätten Studien gezeigt, so Lutz.

«Dass Personen für ihre Teilnahme an Studien entlöhnt werden, ist üblich und kommt sehr häufig vor», bestätigt Susan Shaw, Präsidentin von Swiss Insights, dem Verband der Meinungs- und Sozialforschungsinstitute. Die Mitglieder des Verbands seien bestrebt, dieses Honorar dem Aufwand anzupassen, damit die intrinsische Motivation, an Studien teilzunehmen, im Vordergrund steht. Intrinsisch wird eine Motivation dann genannt, wenn sie aus sich heraus entsteht und nicht, weil man sich einen Vorteil davon verspricht.

Beobachter
Artikel aus dem «Beobachter»

Dieser Artikel wurde aus dem Magazin «Beobachter» übernommen. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.beobachter.ch

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