Geister-Raststätte am Walensee – jetzt spricht der todkranke Besitzer
«Das Astra spekuliert nur auf meinen Tod, das ist schäbig»

Der schwer krebskranke Heinz Peter Moravcik (85) sucht verzweifelt nach einer Lösung für seine Geister-Raststätte an der A3 in Obstalden GL. Er möchte noch zu Lebzeiten eine Lösung finden und fordert 1,5 Millionen Franken vom Astra. Zu teuer, heisst es beim Bund.
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Die Raststätte an der A3 in Obstalden GL steht seit Jahren leer.
Foto: Sven Thomann

Darum gehts

  • Krebskranker Besitzer der Geister-Raststätte sucht dringend eine Lösung für sein Lebenswerk
  • Behörden lehnten Umbau- und Renovierungspläne ab, Parkplatz wurde aus Sicherheitsgründen geschlossen
  • Moravcik fordert 1,5 Millionen Franken vom Astra für die Liegenschaft
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Heinz Peter Moravcik (85) ist schwer krebskrank. Der Besitzer der Geister-Raststätte an der A3 in Obstalden GL am Walensee hat nicht mehr lange zu leben. Und hat nur noch einen Wunsch: «Ich möchte endlich eine Lösung finden für mein Lebenswerk und noch zu Lebzeiten damit abschliessen können», sagt er im Gespräch mit Blick. Am liebsten noch vor Weihnachten.

2013 hat der Österreicher den markanten Betonbau für 800'000 Franken gekauft. «Ich habe mich sofort in die Liegenschaft verliebt. Die Lage ist toll, direkt am Walensee, mit Blick in die Berge», erinnert sich Moravcik.

Der Unternehmer – er hatte zuvor ein Maschinenbau-Unternehmen geführt – hatte grosse Pläne. Er wollte der seit 2003 geschlossenen Raststätte neues Leben einhauchen. «Mein Traum war es, an diesem schönen Flecken wieder Gäste zu bewirten. Ich wollte eine kleine, gemütliche Raststätte betreiben», sagt er zu Blick.

Streifen zum Einspuren ist zu kurz

2014 reicht Moravcik ein Baugesuch für den Umbau und die Erweiterung der Liegenschaft ein. Doch die Gemeinde lehnt es ab. 2016 will er selbst in die ehemaligen Gästezimmer im oberen Stock einziehen. Und dafür die nötigsten Renovationen vornehmen. Geklappt hat auch das nicht.

Zuerst hat die Gemeinde die «Zulässigkeit einer Wohnnutzung» verneint. Später hat sie die Wasserversorgung gekappt. Die Leitungen seien verrostet und könnten bersten. Zudem bestehe wegen des Rosts eine Gefahr für die Gesundheit.

2017 dann der Schock. Das Bundesamt für Strassen (Astra) schliesst den Parkplatz der Raststätte – aus Sicherheitsgründen. Zu kurz ist der Streifen zum Einspuren, zu gross der Verkehr. Mit dem Auto kommt man fortan nicht mehr zum Gebäude. Nur noch zu Fuss über einen Wanderweg oder mit dem Velo.

Der Traum vom Restaurant am See platzt. «Das kommt einer Enteignung gleich», sagt Moravcik. Er versteht die Parkplatzschliessung bis heute nicht und spricht von Willkür. «Die Einfahrt im benachbarten Mühlehorn ist noch kürzer, aber immer noch geöffnet», regt sich der 85-Jährige auf.

«Ich möchte endlich Gerechtigkeit erfahren»

Seither tut sich wenig. Der Schriftverkehr zwischen dem Kanton Glarus, der Gemeinde Glarus Nord, dem Astra und Moravcik liegt Blick vor. Er füllt mittlerweile einen Bundesordner. Moravcik mag die alten Unterlagen nicht mehr lesen. Er will endlich eine Lösung. Im August 2024 hat er ein Angebot aus Bern ausgeschlagen. Wegen unterschiedlicher Preisvorstellungen habe man aber keine Einigung erzielen können, hiess es damals vom Astra.

Jetzt macht Moravcik noch einmal Druck, unterbreitet noch ein letztes Angebot. 1,5 Millionen Franken will er vom Astra. 800'000 Franken für die Liegenschaft und 700'000 Franken für entgangenen Gewinn und entstandene Kosten. Verursacht auch von den vielen Lost-Place-Fans, die die Geister-Raststätte besuchen, für Fotos und Videos posieren oder wilde Partys feiern.

«Ich möchte endlich Gerechtigkeit erfahren», sagt Moravcik. «Die Behörde, die alles blockiert und meinen Lebenstraum zerstört hat, soll dafür gerade stehen und die Raststätte zurückkaufen.» Denn er hegt einen bösen Verdacht. «Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich sterbe», so Moravcik. Dann hole sich das Astra die Raststätte ohne Gegenleistung zurück. Kinder hat Moravcik keine. Entfernte Verwandte würden den Betonbau erben. «Das Astra spielt auf Zeit und hofft, dass sich das Problem mit meinem Tod von selbst erledigt.» Das Bundesamt spekuliere auf seinen Tod. «Das ist schäbig.»

«Sind an einer tragfähigen Lösung interessiert»

Beim Astra will man davon nichts wissen. «Den Vorwurf, auf den Tod eines Menschen zu spekulieren, weisen wir entschieden zurück», sagt ein Astra-Sprecher zu Blick. «Auch das Astra ist an einer tragfähigen Lösung interessiert.» Der Kanton Glarus und das Astra hätten dem heutigen Eigentümer mehrfach angeboten, das Grundstück samt Liegenschaft zu übernehmen und die Verantwortung für die nötigen baulichen Massnahmen zu tragen. «Eine Einigung kam bislang einzig wegen stark auseinanderliegender Preisvorstellungen nicht zustande», sagt der Sprecher.

Das Verkaufsangebot von 1,5 Millionen Franken liege «deutlich» über dem effektiven Wert der Liegenschaft. «Zumal sie sich seit Jahren in einem desolaten Zustand befindet. Auch aus Verantwortung gegenüber den Steuerzahlenden ist ein solcher Kauf ausgeschlossen», führt der Astra-Sprecher aus.

Zufrieden mit dem Status quo ist man auch beim Astra nicht. «Strassenabschnitte mussten wiederholt von herabfallenden Gebäudeteilen gesäubert werden.» Das sei ein Mehraufwand und ein Sicherheitsrisiko. Man habe deshalb die Gemeinde aufgefordert, das Gebäude zu prüfen und den Eigentümer nötigenfalls zur Gefahrenabwehr anzuhalten.

Ein Schadenersatzanspruch bestehe nicht. Private Anschlüsse an Nationalstrassen seien gesetzlich nicht vorgesehen. «Die Verzögerungs- und Beschleunigungsstreifen entsprechen nicht den heutigen Normen», sagt der Sprecher. Ein Vergleich mit dem Anschluss in Mühlehorn GL sei nicht möglich. Dort bestehe ein «erhebliches öffentliches Interesse», das mit der Situation eines Rastplatzes nicht vergleichbar sei.

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