An der Rohstofffront läufts wie geschmiert für Präsident Wladimir Putin (64): Russland hat 2016 zum ersten Mal mehr Öl nach China geliefert als Saudi-Arabien. Wie am Montag aus Zollstatistiken hervorging, stiegen die russischen Rohöl-Ausfuhren in die Volksrepublik im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Viertel auf 1,05 Millionen Barrel pro Tag.
Saudi-Arabien exportierte mit 1,02 Millionen Barrel pro Tag zwar nur etwas weniger dorthin, der Umfang ging aber im Jahresvergleich um 0,9 Prozent zurück. Besonders kleinere chinesische Betriebe haben Russland als Lieferanten entdeckt.
Diese wegen ihrer geringen Kapazität in China als «Teekannen» bezeichneten chinesischen Raffinerien hatten erst Ende 2015 die Erlaubnis erhalten, Erdöl zu importieren. Für sie bietet der Rohstoff aus Russland unter anderem den Vorteil, dass er über die im Nachbarland gelegenen Häfen in kleineren und damit leichter zu verarbeitenden Mengen geliefert werden kann.
Putin orientiert sich stärker nach China
Nicht zuletzt unter dem Druck westlicher Sanktionen im Streit über den Ukraine-Konflikt orientiert sich die russische Wirtschaft insgesamt stärker nach China. Im Ölgeschäft mit China hat Russland Experten zufolge gute Chancen, Saudi-Arabien auch in diesem Jahr zu übertrumpfen.
So baut Russland seine Exporte über die Ostsibirien-Pazifik-Pipeline aus, die Öl nach Asien pumpt. Hinzu kommen die Auswirkungen der Opec-Förderbremse, die in hohem Mass den Grossexporteur Saudi-Arabien betreffen.
Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) hatte sich angesichts des Ölpreisverfalls Ende November darauf verständigt, mit Produktionskürzungen die Märkte zu stabilisieren. Die Exporte aus Saudi-Arabien nach China brachen den Zolldaten zufolge im Dezember im Vergleich zum Vorjahresmonat um fast ein Fünftel ein, die russischen Ausfuhren stiegen im selben Zeitraum um knapp fünf Prozent.
Ölpreise fallen zu Wochenbeginn
Die Ölpreise sind am heutigen Montag gefallen. Bis zum Mittag sank der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent um 66 Cent auf 54,83 Dollar. Unter Druck gerieten die Ölpreise durch einen weiteren Anstieg der Bohrlöcher-Anzahl in den USA.
Am Freitagabend hatte Baker Hughes, eine Ausrüsterfirma für die Ölindustrie, gemeldet, dass die Zahl der Bohrlöcher für Rohöl in der vergangenen Woche von zuvor 522 auf 551 zugenommen habe. Dies ist der höchste Wert seit Ende 2015. (SDA/uro)