Fortune Global 500 ist eine jährlich erscheinende Liste der 500 umsatzstärksten Unternehmen der Welt, herausgegeben vom US-Wirtschaftsmagazin «Fortune». Darin rangiert China dieses Jahr erstmals gleichauf mit den USA. Die während Jahrzehnten herrschende US-amerikanische Dominanz scheint beendet. Es ist nicht länger eine Frage ob, sondern wann chinesische Unternehmen die amerikanische Vormachtstellung übernehmen.
Die diesjährige Fortune-500-Liste zeigt auf, wie dramatisch sich das Kräfteverhältnis der Welt verändert. Gemessen am Umsatz machen US-Unternehmen derzeit 121 der weltweit grössten Unternehmen aus. Auf chinesische entfallen 129, wobei Fortune auch zehn taiwanesische dazu zählt.
Damit führt die Liste des Global Big Business zum ersten Mal seit dem Debüt von Global 500 und wohl auch zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg eine andere Nation als die USA an. «Dieser Wandel verändert nicht nur die Geschäftswelt, sondern die ganze Welt», schreibt «Fortune».
Chinesen brennen vor Ehrgeiz
Noch machen chinesische Unternehmen nur 25,6 Prozent der Global-500-Umsätze aus, deutlich hinter den amerikanischen 28,8 Prozent. Aber das wirtschaftlich kleinere China strebt auf und wächst viel schneller. Die Nummer eins der Welt bezüglich Umsatz bleibt mit Walmart ein amerikanisches Unternehmen, doch schon die Nummer zwei ist mit dem staatlichen Ölkonzern Sinopec Group chinesisch, und kein Land hat mehr Unternehmen in den Top 50 als China.
Die Chinesen wollen die Amerikaner als führende Supermacht ablösen. Daher werde die Wirtschaft eine noch grössere Rolle in internationalen Angelegenheiten spielen als sonst, schreibt «Fortune». Derzeit ringen die beiden um die Vormachtstellung bezüglich Technologie. Die Chinesen kopieren längst nicht mehr nur, sondern treiben Technologien der Zukunft an und setzen Standards dafür. China will in den Bereichen künstliche Intelligenz, Quantencomputer, Robotik und autonomen Fahrzeugen dominieren.
Die Welt wird chinesischer
Amerika versucht, zurückzuschlagen und hat vor allem eigenen Unternehmen verboten, mit dem chinesischen Telekom-Giganten Huawei zusammenzuarbeiten. Der quasi-staatliche Riese, so Washington, könne Telekom-Infrastruktur sabotieren und zum Datenklau nutzen, was Huawei dementiert.
Henry Luce, der Gründer von «Fortune», erklärte 1941, dass das 20. Jahrhundert das amerikanische Jahrhundert sei, was grösstenteils auch zutraf. Ob das 21. Jahrhundert zum chinesischen Jahrhundert wird – indem China auch Kultur, Ideale und Konzepte der Menschenrechte prägt – ist abzuwarten. Zumindest das internationale Big Business wird von Tag zu Tag chinesischer. (kes)