Kryptowährungen boomen. Immer mehr Menschen stecken ihr Geld in Digitalwährungen wie Bitcoin, Ethereum und Co. Doch nicht nur die Beliebtheit der Anlageform steigt, sondern auch deren Risiken. Die Krypto-Kurse gleichen sich immer mehr den klassischen Vermögensanlagen an. Was an der Wall Street passiert, beeinflusst auch den Bitcoin-Kurs und umgekehrt.
Diese wachsende Verbindung könne die finanzielle Stabilität bedrohen, warnen die Experten des globalen Finanzstabilitätrats (FSB) in einem neuen Bericht. Das Schreckens-Szenario der FSB mit Sitz in Basel: Die Verbindungen von Kryptomarkt und Wall Street könnten zu einer Finanzkrise aufgrund von Kreditknappheit führen.
Der Finanzstabilitätsrat ist kein Fliegengewicht: Er setzt sich unter anderem aus Mitgliedern der US-amerikanischen Zentralbank Fed, der Bank of England und der Weltbank zusammen.
Das sind die Schwachstellen
Auch wenn die Verbreitung und die Art der Nutzung von Land zu Land unterschiedlich sei, könnten Risiken für die Finanzstabilität «schnell eskalieren». Der FSB-Bericht empfiehlt, bereits jetzt vorsorglich Massnahmen auf politischer Ebene zu prüfen.
Der Bericht der Finanzaufseher identifiziert eine Reihe an «Schwachstellen» im Kryptobereich. Solche sehen sie sowohl bei ungesicherten Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether als auch bei den an offizielle Währungen gekoppelten Stablecoins wie etwa Tether (USDT) oder USD Coin (USDC). Nicht zuletzt verweisen die FSB-Ökonomen auf die immer wieder angesprochenen Probleme rund um Geldwäscherei und Cyberkriminalität.
Beunruhigend ist für die FSB-Experten auch die Vorstellung eines Ausfalls eines wichtigen Stablecoins. Dies würde das nicht nur im Krypto-Ökosystem für massive Turbulenzen sorgen. Eine «ungeordnete Liquidierung» eines Stablecoins könnte darüber hinaus auch für Unruhe auf den Geldmärkten sorgen.
Auch BIZ warnt vor Gefahren
Gefahren und regulatorische Herausforderungen sehen die FSB-Experten zudem im 2021 schnell gewachsenen DeFi-Sektor («Decentralised Finance»). DeFi-Anwendungen ermöglichen es den Benutzern, auf dezentralen Plattformen Kryptowährungen oder Stablecoins zu tauschen, Gelder zu deponieren oder Kredite aufzunehmen. Ende 2021 waren Krypto-Vermögenswerte über rund 100 Milliarden Dollar in solchen DeFi-Anwendungen verwahrt.
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), bei dem das FSB angesiedelt ist, hatte in den vergangenen Monaten ebenfalls wiederholt vor Gefahren im Krypto-Sektor gewarnt. Gleichzeitig arbeitet die BIZ gemeinsam mit verschiedenen Zentralbanken an «digitalen Zentralbankwährungen» (CBDC) – Projekte der Zentralbanken für eigene digitale Währungen haben in den letzten Jahren als Reaktion auf Stablecoins an Fahrt aufgenommen.
Mit dem nun veröffentlichten Bericht passt der FSB seine Haltung gegenüber den Risiken von Kryptoassets für die Finanzstabilität an. Diese hatte der Finanzstabilitätsrat zuletzt im Juli 2018 veröffentlicht. Damals ging aus dem Bericht hervor, dass Kryptoassets kein wesentliches Risiko für die globale Finanzstabilität darstellten würden. (nim/awp)