Finanzielle Folgen der Coronakrise
Schweizer gehören zu den Optimisten Europas

Das Coronavirus hat zu einem Rückgang des finanziellen Wohlergehens geführt – steigende Rechnungen und Schulden geben Anlass zu wachsender Besorgnis. In der Schweiz allerdings weniger als in anderen Ländern.
Publiziert: 10.06.2020 um 07:36 Uhr
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Aktualisiert: 10.06.2020 um 14:13 Uhr
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Auch nach der Corona-Krise schätzen Schweizer ihre Situation gut ein.
Foto: imago images/IP3press

Die aktuelle Corona-Krise wird in ganz Europa ihre finanziellen Spuren hinterlassen. Das beleuchtet eine aktuelle Studie der Inkasso- und Bonitätsprüfungsfirma Intrum. Das sogenannte Intrum Whitepaper zeigt einen Rückgang beim finanziellen Wohlergehen, die Schweiz befindet sich dabei im europäischen Mittelfeld. Im Whitepaper werden die finanziellen Auswirkungen des Coronavirus auf private Haushalte in 24 europäischen Ländern aufgezeigt.

Insgesamt blicken aber Schweizer Familien im Vergleich zu europäischen etwas positiver in die Zukunft. Auch beim Sparverhalten schneiden die Schweizer leicht besser ab. Einzig die Sorgenfalten bei der Rente sind gewachsen: Im Vergleich zur Studie «European Consumer Payment Report» vom Herbst 2019 schwindet die Zuversicht für einen komfortablen Ruhestand.

Ein Fünftel glaubt gar an eine Verbesserung

Beim finanziellen Wohlergehen belegt die Schweiz einen Platz im europäischen Mittelfeld: 40 Prozent sagen, dass ihre Ausgaben schneller steigen als ihr Einkommen (Europa: 42 Prozent). Zudem erläutern 46 Prozent der befragten Schweizerinnen und Schweizer, dass ihr finanzielles Wohlergehen im Vergleich zu vor sechs Monaten abgenommen hat (Europa: 48 Prozent).

Lediglich jeder fünfte Schweizer (19 Prozent) rechnet damit, dass sich seine Einkommenssituation innerhalb der nächsten sechs Monate verbessern wird. Der europäische Durchschnitt liegt hier bei 23 Prozent. Covid-19 und seine Auswirkungen im finanziellen Bereich sind somit klar spürbar.

Schweizer Familien sehen weniger schwarz

Schweizer Familien sind etwas optimistischer als die europäischen. Mit 59 Prozent geben zwei Drittel der Schweizer Familien an, dass ihr Haushaltseinkommen durch den Covid-19 Ausbruch reduziert wurde. Im europäischen Durchschnitt sind das etwas mehr, nämlich 63 Prozent. Auch bei den Ausgaben konzentrieren sich etwas weniger Schweizer Familien (52 Prozent) auf den Einkauf von wirklich notwendigen Artikeln als in Europa insgesamt (61 Prozent).

Auswirkungen auf das allgemeine Wohlbefinden aufgrund der Verschlechterung der finanziellen Situation spüren in der Schweiz 41 Prozent der befragten Familien (Europa: 51 Prozent). Und knapp jede dritte Schweizer Familie (30 Prozent) verfügt nach dem Bezahlen der Rechnungen nicht mehr über genügend Geld bis am Ende des Monats (Europa: 39 Prozent). Diese leicht bessere Einschätzung der finanziellen Situation von Schweizer Familien könnte die Folge von einem soliden familiären Unterstützungsangebot in der Schweiz sein.

Schweizer bleiben Sparnation

Im europäischen Durchschnitt können 39 Prozent deutlich weniger sparen als vor Covid-19. In der Schweiz nannten 31 Prozent dies als Folge der Pandemie. Auch hier sticht die abweichende Situation von Schweizer Familien ins Auge: 28 Prozent schätzen ihre Sparsituation als kritisch ein, im europäischen Durchschnitt ist fast jede zweite Familie davon betroffen (45 Prozent).

Diese positivere Einschätzung von Schweizerinnen und Schweizern könnte eine Auswirkung der raschen Bewilligung von abfedernden Massnahmen sein, z. B. in der Form von Kurzarbeitsentschädigungen. Diese wurde in der Schweizer schneller ausgezahlt als in anderen Ländern.

Problemfeld Ruhestand

2019 gaben noch 25 Prozent der befragten Schweizerinnen und Schweizer an, mit ihrer finanziellen Ausgangslage für einen komfortablen Ruhestand aufgrund ihrer Sparfähigkeit «überhaupt nicht zuversichtlich» zu sein. In der aktuellen Befragung stieg dieser Wert auf 30 Prozent. Im Vergleich zu Europa steht die Schweiz aber nach wie vor besser da: Hier nannten aktuell 40 Prozent Bedenken, gegenüber 36 Prozent im letzten Jahr. Schweizer Frauen machen sich dabei mehr Sorgen: 37 Prozent der Frauen (versus 23 Prozent der Männer) haben Bedenken geäussert. (koh)

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