Ein hoher Funktionär des Bundes sagt verärgert zu BLICK: «In Miami boomen die Banken. Reiche verschieben ihr Geld aus der Schweiz nach Florida. Die Banken dort nehmen sogar schmutziges Geld problemlos an.»
Und der deutsche Steuerexperte Hans-Lothar Merten sagte kürzlich zur «Handelszeitung»: «Bis heute interessieren sich die Banker in Miami nicht für die Herkunft der ihnen zufliessenden Vermögen.»
Ist Miami, erprobt im Annehmen von Drogengeldern aus Südamerika, auch Profiteur der verschärften Schweizer Gangart gegen Steuerhinterzieher?
Fatca, das weltweit wirksame US-Gesetz zur Bekämpfung der Steuerhinterziehung, könnte das Phänomen verschärfen: Es führt faktisch zum Automatischen Informationsaustausch (AIA). Nur: Weil Banken etwa in Miami nicht überprüfen, wem das Geld gehört – also die auszutauschenden Daten gar nicht erheben –, läuft der AIA dort ins Leere. Es wirkt damit sogar als Magnet für unversteuerte Gelder. Aber nicht nur Florida, auch andere US-Bundesstaaten wie Delaware oder Nevada identifizieren die wirtschaftlich Berechtigten hinter ihren Millionen von Tarnfirmen oft nicht.
Via Internet kann man «in nur fünf Minuten», so die Werbung einer Agentur, in den US-Steuerparadiesen eine Firma gründen. Preis: ab 189 Dollar, zahlbar per Kreditkarte. Für etwas mehr gibts ein Bankkonto dazu. Die Vorlage von Originaldokumenten ist oft nicht nötig.
In Delaware werden pro Jahr gegen 200 000 Firmen gegründet. Im Handelsregister werden keine Namen von Verwaltungsräten oder Direktoren eingetragen. Steuern? Einzig eine Pauschale von 250 Dollar. Für BDP-Chef Martin Landolt ist klar, was zu tun ist: Die Amis müssen via OECD dazu gebracht werden, die Inhaber der Gelder ohne Ausnahme zu erfassen. «Das muss parallel zur AIA-Diskussion geschehen. Finanzministerin Widmer-Schlumpf brachte die G-20 bereits dazu, das Problem der wirtschaftlich Berechtigten auf die Agenda zu setzen.»
Für SP-Finanzpolitiker Corrado Pardini läuft da ein «Wirschaftskrieg um den Klotz der Kunden». Er fordert: «Widersetzen wir uns dem Ami-Diktat! Die Schweiz muss mit der EU zusammen neue Standards festlegen. Die setzen wir dann gemeinsam durch.»
Spuren sie nicht, bekommen sie auch von uns keine Daten.