Fast 6000 Euro vor der Wohnungstür
Post schlampt bei Geld-Sendung

Eine Geldsendung über Tausende von Euro lag einfach vor der Türschwelle von Michèle G. aus Bern. Post und Dienstleister sind in Erklärungsnot.
Publiziert: 03.02.2015 um 18:07 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 02:05 Uhr
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Von Vinzenz Greiner

Normalerweise passiert nichts Spannendes, wenn Michèle G.* (28) den Gang zu ihrer Wohnung in einem Berner Mehrfamilienhaus betritt. Doch als sie am Dienstag vor zwei Wochen gegen 18 Uhr nach Hause kommt, ist sie «geschockt». Vor ihrer Wohnungstür liegt ein Paket mit fast 6000 Euro – ihrem Geld.

«Das hätte jeder mitnehmen können», sagt die Blick-Leserin. Sie und ihr Mann hatten es am 15. Januar bestellt, nachdem die SNB den Mindestkurs aufgehoben hatte. Ihr Mann hatte noch vergeblich versucht, am Bankomaten Euro zu bekommen. Eine UBS-Filiale riet dann, gleich das Geld von Swiss Bankers zu sich nach Hause schicken zu lassen, wo es fünf Tage später ankam.

Der Prepaid-Dienstleister liefert Fremdwährungen an Kunden von Banken, wenn diese sie nicht vorrätig haben. Die Stosszeiten liegen meist vor den Ferien, wenn Schweizer Urlauber beispielsweise nach japanischen Yen oder thailändischen Baht verlangen. Doch in den letzten Wochen hatten Swiss Bankers «eine so grosse Nachfrage nach Euro-Bargeld wie noch nie», erklärt CEO Thomas Beck. Die Mitarbeiter mussten ausnahmsweise sogar am Wochenende in Grosshöchstetten Schicht schieben.

Nachbar empfing das Einschreiben

Für die Lieferungen, die als Einschreiben oder mit höheren Sicherheitsvorkehrungen verschickt werden, beauftragt Swiss Bankers die Schweizerische Post. «Mir ist es unerklärlich, wie ein Päckchen vor der Tür eines Adressaten liegen bleibt, wenn er nicht zu Hause ist», sagt Beck. Bei Swiss Bankers gehe man davon aus, dass der Kunde selbst die eingeschrieben Sendung gegen Unterschrift entgegennehme oder – bei Abwesenheit – auf der Post abholen müsse.

Dort vertritt man eine andere Meinung. Bernhard Bürki, Mediensprecher der Post, erklärt, dass beispielsweise auch ein Nachbar für das Päckli unterschreiben könne. Doch da gibt es genau Regeln. «Der Empfänger eines Pakets muss erfahren, welcher Nachbar dieses entgegengenommen hat. Ihm wird eine Mitteilung in den Briefkasten gelegt, auf welcher vermerkt ist, welcher Nachbar das Paket in Empfang genommen hat.»

Mindestens 3 Stunden vor der Haustür

Doch genau dieses Zetteli hatte Michèle vergeblich gesucht. Es gab keinen Hinweis, wer ihr Päckli entgegengenommen hatte. Zufällig fand sie heraus, wer für sie unterschrieben und das Paket vor ihre Tür gelegt hatte. Dort lag das Euro-Päckli etwa drei Stunden, wenn man die durchschnittlichen Anlieferzeiten von Paketen heranzieht, die laut Bürki spätestens bei etwa 15 Uhr liegt. Mindestens 180 Minuten ohne Bewachung.

«Auf dem Paket stand, dass es aus Grosshöchstetten kommt. Da hätte jeder draus schliessen können, dass da Geld drin ist und etwas herausnehmen können», sagt Michèle G.. Schnell kontrollierte sie, ob das Päckli unversehrt ist und zählte nach: Die gesamten 5725 Euro waren noch drin.

Deshalb will sie sich auch nicht beschweren. Trotzdem kritisiert sie die Lieferpraxis. «Ich finde, es sollte strenger kontrolliert werden, dass das Geld auch ankommt, wo es soll.»

* Name der Redaktion bekannt

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