Es rattert und knattert. Die Guetzli flitzen nur so über das Laufband. In der nächsten Ecke schneidet eine Maschine aus einem riesigen Teigteppich Darvida aus. Und eine andere versieht «Petit Beurre» mit Schokolade.
Im Backhaus des Familienunternehmens Hug in Malters LU entstehen unter anderem die berühmten Wernli-Guetzli aus der bekannten rot-weissen Verpackung. Aber eben auch Darvida. Und kleine Tortenböden, sogenannte Tartelettes, für die Gastronomie. 2022 ist der Umsatz auf 123 Millionen Franken gestiegen. Ein Plus von zehn Millionen, wie die Firma am Donnerstag mitteilte.
Von Zwieback bis «Jura Waffeln»
Fast zehn Tonnen Backwaren produziert Hug jedes Jahr. Und die Mitarbeitenden dürfen einfach so vom Laufband naschen. Natürlich aber nur in Vollmontur und mit frisch gewaschenen Händen.
«Bei mir zu Hause dürfen die ‹Amandes›-Guetzli von Hug nicht fehlen. Ich liebe aber auch unseren klassischen Zwieback», sagt Anna Hug (50) bei einem Rundgang durch das Backhaus. Sie leitet die Firma in fünfter Generation. Aber nicht allein.
Gemeinsam mit Marianne Wüthrich Gross (56) teilt sie sich die Geschäftsleitung. «Ich habe die ‹Jura Waffeln› von Wernli am liebsten», verrät Wüthrich-Gross. Sie gehört zwar nicht zur Familie, ist aber bereits seit 20 Jahren im Unternehmen. Und damit länger als ihre Co-Geschäftsleiterin und Unternehmenserbin Anna Hug. Die beiden Frauen sind ein eingespieltes Team.
Stromkosten verfünffacht
Backen braucht viel Energie. Und Energie ist bekanntermassen teurer geworden. «Wir sehen uns mit Mehrkosten von drei Millionen Franken konfrontiert», sagt Wüthrich Gross. Die Kosten für Strom hätten sich damit verfünffacht. Dies auch, weil Hug bewusst weiterhin auf erneuerbare Energien setzt – und damit Mehrkosten in Kauf nimmt.
Die höheren Stromkosten kann das Familienunternehmen mit rund 500 Angestellten nicht alleine tragen. Rund die Hälfte gibt Hug an die Kundschaft weiter. Bei Coop kosten «Choco Petit Beurre» oder «Jura Waffeln» von Wernli mittlerweile 3.60 Franken. Vor einigen Monaten waren es noch 3.30 Franken.
Weiter wachsen in der Gastronomie
Trotz stark steigender Kosten rechnen die beiden Geschäftsleiterinnen 2023 mit einem weiteren Wachstum im Gastrobereich. Hug profitiert vom Trend hin zu mehr Convenience in der Küche.
«Halbfabrikate werden wegen des Fachkräftemangels immer beliebter», sagt Hug. «Wir kommen kaum nach mit liefern.» Das Sortiment an Tiefkühlprodukten für die Gastronomie wird nun erweitert. Dieses erstreckt sich von Minipizzen und Schinkengipfeli über Tartelettes bis hin zu Nussschnecken.
Für die Gastronomie gibt es ab März noch eine Neuheit: essbare Dessertlöffeli. «Es ist wirklich ein Genuss – und ein kleiner Beitrag zur Nachhaltigkeit», sagt Hug.
Über die Hälfte des Umsatzes verdient Hug aber nach wie vor im Detailhandel in der Schweiz, also mit Wernli-Guetzli und Darvida. Bei Coop sind die «Choco Petit Beurre» nach wie vor eine der beliebtesten Guetzli-Sorten.
Chinesen lieber Schweizer Guetzli
Die Leckereien von Hug gewinnen auch im Ausland an Beliebtheit. 16 Prozent der Waren exportiert Hug – auch nach China. «Wir rechnen damit, dass sich der chinesische Markt weiter erholt», sagt Hug. Überall sonst seien die Verkäufe schon zurück auf dem Niveau von vor der Pandemie. In China galten länger strenge Corona-Massnahmen, daher dauert nun auch die wirtschaftliche Erholung länger.
Aber wie schafft man es, ein Familienunternehmen fast 150 Jahre lang am Laufen zu halten? «Die richtige Mischung macht es aus», findet Hug. Also eigentlich genau wie beim Guetzli. «Wir bleiben uns selber treu, probieren aber auch Neues aus.»