Die Untersuchungen der Zürcher Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsdelikte gegen Pierin Vincenz (63), den ehemaligen Chef der Raiffeisen, laufen weiterhin auf Hochtouren. Demnach gibt es Strafverfahren gegen einen «grossen Kreis» von Beschuldigten, heisst es laut der «NZZ am Sonntag» aus verfahrensnahen Kreisen. Die Staatsanwaltschaft eröffnete Ende 2017 Strafverfahren wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung.
Im Februar 2018 bezifferte die Behörde die Zahl der Beschuldigten in einer Mitteilung auf fünf, darunter Bankchef Pierin Vincenz und sein langjähriger Geschäftspartner Beat Stocker. In der Zwischenzeit sind weitere Personen dazukommen. Dabei handelt es sich offenbar nicht um gegenwärtige oder frühere Raiffeisen-Mitarbeiter, sondern um Geschäftspartner.
Doch noch immer kann die Staatsanwaltschaft nicht auf die Unterlagen aus der Durchsuchung von Wohnhäusern und Büros mehrerer Manager aus dem Umfeld der Bank zugreifen. Auf Antrag der Beschuldigten sei das gesammelte Material wie Handydaten oder Festplatten versiegelt worden.
Experten rechnen damit, dass es frühestens diesen Herbst zu Anklagen kommt. Ein allfälliger Prozess könne frühestens im Sommer 2020 beginnen.
Neue Strafanzeige gegen Vincenz
Die «Sonntagszeitung» berichtet übereinstimmend, dass es noch dieses Jahr zu einer Anklage wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung gegen Vincenz und weitere Beschuldigte kommen dürfte. Die Zeitung meldet, dass Vincenz nicht nur wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung, sondern auch wegen Verletzung des Geschäftsgeheimnisses angezeigt wurde.
Anfang Jahr wurde in dieser Sache Nadja Ceregato-Vincenz, Vincenz’ Frau, einvernommen. Sie war Rechtschefin bei Raiffeisen. Gegen sie läuft ebenfalls eine Strafuntersuchung, wie die «Handelszeitung» berichtete.
Beides steht im Widerspruch zur bisherigen Kommunikation, in der betont wurde, Raiffeisen habe zusätzlich zu den im Strafverfahren behandelten Firmenkäufen keine strafbaren Handlungen gefunden. (kes)