Fairer Handel rentierte nicht mehr
Helvetas schliesst Fairshop wegen Konkurrenz von Migros & Co.

Die Entwicklungsorganisation Helvetas stellt ihr Geschäft mit Fairtrade-Produkten ein. Wegen des harten Konkurrenzkampfs im Detailhandel kann der vor 30 Jahren gegründete Fairshop nicht mehr rentabel betrieben werden. Acht Angestellte verlieren den Job.
Publiziert: 06.02.2020 um 09:58 Uhr
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Aktualisiert: 06.02.2020 um 14:37 Uhr
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Kaffee gehört zu den beliebtesten Fairtrade-Produkten von Herr und Frau Schweizer.
Foto: Keystone
Claudia Gnehm

Die Schweizerinnen und Schweizer sind Fairtrade-Weltmeister. Mit 93 Franken pro Jahr und Kopf geben sie so viel aus für Produkte aus fairem Handel wie kein anderes Land. Aus dem Nischendasein haben es fair gehandelte Produkte wie Kaffee, Bananen, Textilien ins Sortiment der grossen Detailhändler geschafft.

Genau dieser Erfolg in den Massenkanälen hat dem 1991 gegründeten Fairtrade-Pioneer Fairshop von Helvetas das Leben schwer gemacht. «Der Laden in Zürich sowie der Online-Shop werden Mitte Jahr geschlossen», sagt Helvetas-Sprecher Matthias Herfeldt auf Anfrage von BLICK.

Es sei immer härter geworden, den Shop als kleines Handelsgeschäft kostendeckend zu führen. Um mit den Grossen mitzuhalten, hätten die Mengeneffekte gefehlt. Zudem konnten die nötigen Investitionen in E-Commerce und Sortimentsentwicklung nicht allein aus den Margen des Verkaufs der Fairtrade-Produkte finanziert werden.

Fünf Jahre Verluste

Bis vor fünf Jahren war der Shop laut Herfeldt profitabel. Als Nonprofit-Organisation wäre es unverantwortlich gewesen, über längere Zeit Verluste in Kauf zu nehmen, die die Kernaufgabe, die Umsetzung von Entwicklungsprojekte, belastet hätten. In der Folge verlieren acht Teilzeit-Mitarbeiterinnen ihre Stelle.

Ziel von Fairshop war es, den fairen Handel in der Öffentlichkeit zu verankern. Jährlich erzielte der Shop mit Textilien, Pflegeprodukten, Spielsachen, Kaffee, Tee und Gewürzen rund 3,4 Millionen Umsatz.

Zweistelliges Wachstum von Fairtrade-Produkten

Helvetas ist Mitgründerin der Stiftung Max Havelaar mit dem gleichnamigen Gütesiegel. Produkte mit dem Fairtrade-Label von Max Havelaar werden unter anderem von Migros und Coop verkauft. Trotz der Flaute im Detailhandel wachsen die Fairtrade-Produkte seit Jahren zweistellig. Im Jahr 2018 stieg der Umsatz mit Produkten mit dem Max-Havelaar-Label hierzulande um 13,4 Prozent auf 794 Millionen Franken.

Viele der rund 4000 Produkte von Fairshop stammen von Lieferanten, die auch an andere Schweizer Geschäfte liefern, zum Beispiel an Claro Fairtrade. Dieses Unternehmen prüft laut Helvetas die Aufnahme einiger Lieferanten in ihr Sortiment. Claro sieht sich als grössten Importeur von 100 fair gehandelten Produkten im Bereich Lebensmittel, Wohnen & Deko und Mode. Das Unternehmen, das 1974 startete, wurde anfangs vor allem für seine Jutetaschen bekannt.

Fairshop seinerseits brachte 1991 das erste ökozertifizierte T-Shirt in die Schweiz, unterstützte Kleinproduzenten im globalen Süden und vernetzte sie mit internationalen Unternehmen.

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