Fachkräftemangel in Altersheimen spitzt sich zu
Jede fünfte Pflegeperson will die Branche wechseln

Mehr als 90 Prozent der Altersheime haben Mühe, ausreichend Personal zu finden. Und die Lage wird nicht besser: Jeder fünfte Alterspfleger will die Branche wechseln. Die Pandemie hat die Arbeitsbedingungen weiter erschwert.
Publiziert: 12.10.2021 um 12:07 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2021 um 14:55 Uhr
Gemäss einem neuen Bericht wollen 20 Prozent der Pflegerinnen und Pfleger in den Altersheimen die Branche wechseln. Blick in ein Pflegeheim im Kanton Waadt.
Foto: Keystone
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Im Schweizer Gesundheitswesen herrscht seit Jahren Fachkräftemangel. Dieser droht sich nun noch weiter zu verschärfen, besonders in der Langzeitpflege. Also in Alters- und Pflegeheimen. Dort gibt jede fünfte Pflegeperson an, dass sie dem Beruf den Rücken kehren will. Das zeigt eine Erhebung des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan).

Bemerkenswert daran: Die Pflegenden wurden für die neue Statistik noch vor der Corona-Pandemie befragt. Würde die Erhebung heute stattfinden, sähe die Lage vermutlich noch prekärer aus, warnt Obsan. Stehen Angestellte im Gesundheitswesen doch seit Ausbruch der Pandemie unter Dauerbelastung.

Erschöpfung und Rückenschmerzen sind an der Tagesordnung

84 Prozent der Befragten in Alters- und Pflegeheimen geben an, dass sie grundsätzlich gerne in der Pflege arbeiten. Nur: 24 Prozent klagen über Erschöpfung. 22 Prozent über starke Rückenschmerzen. Bis zu 40 Prozent geben an, ihr Privatleben sei durch die Arbeitsbelastung beeinträchtigt. 24 Prozent bezeichnen den Druck als derart gross, dass sie ausserstande seien, die notwendige Pflege bieten zu können.

Das führt dazu, dass rund jede und jeder fünfte die Branche wechseln möchte, schreibt Obsan. Wer besser ausgebildet ist, will häufiger wechseln. Beim Pflegepersonal mit Abschluss einer Fachhochschule (FH) oder einer höheren Fachschule (HF) wollen rund 25 Prozent wechseln. Auch beim ungelernten Hilfspersonal sind es aber immer noch 15 Prozent. Praktisch alle Heimleitungen (94 Prozent) haben Mühe bei der Suche nach Fachkräften.

Lohn und Image sollen verbessert werden

Neben den Arbeitsbedingungen beklagen sich die Pflegerinnen und Pfleger in Alters- und Pflegeheimen auch über den Lohn: Nur etwa die Hälfte ist mit dem Lohn zufrieden. Obsan fordert deshalb, die Löhne in der Pflege anzuheben und das Berufsimage aufzupolieren.

Der vorliegende Bericht betrachtet nur die Langzeitpflege, sprich Alters- und Pflegeheime. Die Situation in den Spitälern hingegen bleibt aussen vor. Im Bericht heisst es denn auch, die Langzeitpflege habe ein schlechteres Image als die Akutpflege.

1 Milliarde Franken für Pflegeberufe

Der Branchenverband Curaviva hat gemeinsam mit anderen Gesundheitsdienstleistern die Kampagne «Karriere machen als Mensch» lanciert. Diese Kampagne soll die Chancen und die Attraktivität der Berufe in der Langzeitpflege bekannter machen.

Auf politischer Ebene ist dazu die Pflege-Initiative hängig, über die am 28. November abgestimmt wird. Sie fordert, dass Bund und Kantone die Pflege fördern und die Arbeitsbedingungen regeln. Dem Bundesrat geht die Initiative allerdings zu weit. Er unterstützt den indirekten Gegenvorschlag. Dieser verlangt, dass über die nächsten acht Jahre eine Milliarde Franken in die Förderung der Pflegeberufe fliessen. (SDA/sfa)

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