Erdbeeren im Februar, Spargeln im März: Mit «#Nachhaltigkeit à la @migros und @coop_ch» macht der Schweizer Bauernverband derzeit auf Twitter Stimmung gegen die Detailhändler.
Denn Spargeln, die hierzulande noch nicht Saison haben, würden derzeit per Flugzeug aus Kalifornien, Mexiko oder Peru kommen, wettern die Bauern und garnieren den Tweet mit einem Facepalm-Emoji (Hand vors Gesicht).
Grundsätzlich hat die Bauernorganisation zwar Verständnis für Frucht- und Gemüseimporte ausserhalb der Saison, stört sich aber an der Art und Weise, wie die Ware bereits schon Kunden schmackhaft gemacht wird. «Spargeln werden jetzt schon ganz vorne auf den Werbemitteln beworben und mit Rabatten verkauft», sagt eine Sprecherin des Bauernverbands. «Da gehen die Kunden davon aus, die Spargel-Saison habe begonnen.»
Warten auf Schweizer Spargeln
Bis es Schweizer Spargeln zu kaufen gibt, dauert es noch ein paar Wochen. Ende April könnte es so weit sein. Aber auch nur, wenn das Wetter optimal mitspielt. Einige Wochen müssen sich die Konsumenten also sicher noch gedulden.
Wer den Schweizer Saisonstart nicht abwarten will, kann bis dann auf Importware ausweisen. Zurzeit kommen die weissen und grünen Stangen vielfach aus Mexiko, Peru oder Kalifornien, später auch aus Spanien.
Weisse kommen per Schiff
Nicht nur Coop importiert Spargeln aus Amerika, auch Aldi und Migros sind bei dieser Geschäftspraxis an Bord. Keine Übersee-Spargeln gibts dagegen in der Lidl-Gemüseabteilung.
«Grundsätzlich verzichtet Aldi Suisse weitestgehend auf das Einfliegen von Obst und Gemüse. Fliegen wir ausnahmsweise doch Obst oder Gemüse ein, zum Beispiel wegen Versorgungsengpässen, kompensiert Aldi die entstandenen Treibhausgasemissionen mittels Klimaschutzprojekten», sagt ein Sprecher von Aldi.
Bei der Migros kommen weisse Spargeln aktuell aus Peru, grüne aus Mexiko und Kalifornien. «Dank neuster Verpackungstechnologien können die weissen Spargeln heute per Schiff importiert werden», so eine Migros-Sprecherin. Grüne seien weniger gut haltbar und müssten daher mit dem Flugzeug transportiert werden. Alle Flugtransporte würden in der eigenen Wertschöpfungskette kompensiert, verspricht die Migros. Zudem speisen CO2-Abgaben einen eigenen Klimaschutzfonds.
Auch Erdbeeren in der Kritik
Auch bei Coop ist man sich der Umweltproblematik bewusst. Hier setzt man beim CO2-Ausgleich auf Projekte des WWF. Zusätzlich erhalten per Luftfracht transportierte Lebensmittel ein entsprechendes Logo, um die Ware klar zu deklarieren.
Auch Erdbeeren finden aussersaisonal den Weg in die Regale der Detailhändler. Die Ware wird zumeist mit Lastwagen aus wärmeren Gefilden in die Schweiz gekarrt. «Erdbeeren aus Spanien schliessen in der Ökobilanz etwas schlechter ab als Erdbeeren aus der Schweiz im Sommer. Solange ein Produkt aber nicht geflogen wird, wirkt sich der Transport nur gering auf die Ökobilanz aus», so eine Sprecherin von Migros.