Seit längerem machen Berichte die Runde, dass Facebook beste Leute der Branche für sein neues Kryptoprojekt anheuert. Facebook-CEO Mark Zuckerberg will nicht den Anschluss verlieren, wenn digitale Währungen für Handel und Zahlungen immer wichtiger werden. Im Gegenteil, Zuckerberg will die Führungsposition.
Wer weiss, vielleicht schon in zehn Jahren mutet Bargeld wie etwas Komisches an. Wie wir einkaufen und zahlen, alles wird digital. Das Senden von Geld soll so einfach sein wie das Versenden einer E-Mail. Das ist die Zukunft, die auch Zuckerberg plant, und er will mit Facebook ganz vorne dabei sein bei diesem Multimilliarden-Geschäft.
Wie die Handelszeitung berichtet, heisst das Facebook-Projekt «Libra» und der Standort Schweiz spielt in den Plänen des kalifornischen Konzerns eine wichtige Rolle. Demnach gründete Facebook am 2. Mai in Genf eine neue Firma mit dem Namen Libra Networks GmbH. «Die Firma will alles anbieten, was für den Aufbau eines Bezahlsystems wichtig ist», so die Handelszeitung.
Neuer Facebook-Coin
Zuckerberg, der Banker: Sein Fokus liegt neu auf Zahlungen, Finanzierung und Identitätsmanagement, aber auch Big Data, Analytik und Blockchain. Im Zentrum von Zuckerbergs Plänen steht ein neuer digitaler Coin, die neue Facebook-Währung. Einen Namen hat der Coin noch nicht. Insider nennen ihn mal «Zuck-Coin».
Die digitale Münze soll fix an den Dollar gebunden sein und genau einem Dollar entsprechen, der bei einem Finanzinstitut gedeckt sein wird. Damit gesellt sich der Facebook-Coin zu einem der bereits mehreren «stable coins», die von Banken für Zahlungsverkehr entworfen werden und gegenüber dem Dollar kaum schwanken, anders als etwa Bitcoin. Auch UBS arbeitet zusammen mit einigen der grössten Banken der Welt an einem stable coin.
Offenbar will Facebook zum Start erst einmal eine Milliarde Coins in Umlauf bringen. Whatsapp-User sollen einander Geld schicken können. Shops, die Facebook integriert, könnten die Währung auch grenzüberschreitend akzeptieren. Auch gibt es Pläne, Nutzer direkt zu entschädigen, etwa für das Interagieren mit Werbung.
Gigantischer Markt
Facebook rechnet mit einem Markt mit gigantischem Potenzial. Zum Konzern gehören neben einer der populärsten Webseiten der Welt und Whatsapp auch Messenger und Instagram. Jeder einzelne Dienst wird von mehr als einer Milliarde Menschen genutzt.
Dazu gehören auch ärmere Bevölkerungskreise weltweit, die sogenannten «unbanked», die kein eigenes Bankkonto haben. Der Wettlauf beginnt, wer diese Massen gewinnen und sie auch in den internationalen Zahlungsverkehr und Handel einbinden kann.
Die Vorbereitungen hinter den Kulissen laufen auf Hochtouren. Das Bankenkomitee des US-Senats hat Zuckerberg diesen Monat einen offenen Brief geschickt mit der Frage, wie ein neues Kryptozahlungssystem von Facebook im Zusammenhang mit rechtlichen und regulatorischen Fragen sowie Daten- und Verbraucherschutz zu vereinbaren sei. Geschrieben und notariell beglaubigt wurden die Statuten von Libra Networks übrigens im Schweizer Crypto Valley in Zug.