Griechenlands Ende wurde schon oft vorausgesagt. Bis jetzt konnte sich das Land immer irgendwie herauswinden. Doch jetzt steht das südeuropäische Land vor den entscheidenden Monaten. Und auch die EU wird immer nervöser.
Dem Internationalen Währungsfonds (IWF) muss Griechenland dieses Jahr rund acht Milliarden Euro zurückzahlen. Die nächste Tranche wird im Mai fällig. Auch der Europäischen Zentralbank (EZB) schuldet Griechenland diesen Sommer über 6,7 Milliarden Euro.
Jede Zahlung könnte Griechenland das Genick brechen. Die Situation ist so dramatisch, dass Credit Suisse-Analysten gestern eine «Griechenland Wache» ins Leben riefen. Ab jetzt wird jeder Schritt des Landes genau beobachtet.
Parallelwährung statt Grexit
Doch was passiert, wenn Griechenland pleite geht? Das ist höchst unklar. Laut der Nachrichtenagentur Reuters spielt die EZB ein Szenario durch, das bisher als undenkbar galt: Parallelwährung statt «Grexit».
Keine Wiedereinführung der Drachme, aber eine Art Euro light also. So bliebe Griechenland im Euro, auch wenn das Land seine Schulden nicht mehr in Euro begleichen kann. Die EZB könnte dann Schuldscheine akzeptieren.
Offenbar hat man in Brüssel mehr Angst vor einem «Grexit», als man zugeben wollte. Die Ansteckungsgefahr für Länder wie Portugal wären riesig. Niemand kennt die Folgen genau, würde Griechenland tatsächlich aus dem Euro austreten.
Griechen misstrauen neuer Regierung bereits
Sicher ist: Ohne neue Hilfszahlungen an Griechenland geht nichts. Doch bis jetzt konnte sich die neue Regierung um Regierungschef Alexis Tsipras und Finanzminister Yannis Varoufakis mit seinen Geldgebern nicht einigen. Eigentlich wollte man bis am Freitag eine Lösung haben. Jetzt heisst es, es werde 11. Mai.
Derweil greift Tsipras nach jedem Strohhalm. Er zwingt alle staatlichen Institutionen – also auch alle Städte und Gemeinden – ihre noch freien Geldreserven an die griechische Zentralbank zu überweisen. Tsipras hofft dadurch auf drei Milliarden Euro Bargeld.
Dagegen wehren sich die Bürgermeister allerdings heftig. Und auch die Bevölkerung ist sich nicht mehr so sicher, ob sie tatsächlich die richtigen Politiker an die Macht gewählt haben. Wie «Business Insider» berichtet, wankt die Akzeptanz der neuen Regierung bereits heftig. Anfang Februar waren noch 72 Prozent der Bevölkerung mit der Verhandlungsstrategie der Regierung einverstanden. Jetzt sind es noch 45.5 Prozent.