EZB entscheidet über Milliarden-Programm
Schicksalstag für den Euro und den Franken

Heute entscheidet die Europäische Zentralbank (EZB) über Hunderte Milliarden. Worum es genau geht, lesen Sie hier.
Publiziert: 22.01.2015 um 12:08 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:30 Uhr
Andreas Schaffner

Auf diesen Tag hat die Finanzwelt lange gewartet. Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat heute Morgen eine ordentliche Sitzung. Experten glauben, dass EZB-Chef Mario Draghi (67, Bild) zum Instrument des Quantitative Easing (QE) greifen wird. Denn die Zinsen könnte die EZB zwar theoretisch noch senken, aber mit weiteren Senkungen liesse sich die europäische Wirtschaft kaum ankurbeln. Der Leitzins liegt jetzt schon bei -0,2 Prozent.

Quantitative Easing heisst: Die EZB kauft den Banken Staatsanleihen ab. Dieses Geld können Banken zu 0,2 Prozent Strafzins bei der EZB parkieren – oder als Kredite an Firmen weitergeben. Darauf hofft Draghi.

Draghi muss nun die Konjunktur ankurbeln und eine Deflation, also einen gefährlichen Preisverfall auf breiter Front mit sinkenden Löhnen und rückläufigen Investitionen in der Eurozone, verhindern. Gefährlich ist die Deflation, weil die Nachfrage rückläufig ist. Auf dem Immobilienmarkt besteht die Gefahr, dass die Schuldner ihre Kredite nicht mehr zurückbezahlen können, oder mehr Eigenkapital einschiessen müssen. Volkswirtschaftlich werden die Schulden eines Landes im Vergleich zur Wirtschaftsleistung viel höher. Das macht alle Sparanstrengungen der Politiker zunichte.

Besonders deutsche Autofirmen können sich freuen

Ein positiver Nebeneffekt für den Euro ist, dass die Währung damit geschwächt wird und Produkte, die in Europa hergestellt werden, auf dem Weltmarkt günstiger zu kaufen sind. Besonders deutsche Autofirmen können sich deshalb über die Massnahmen freuen.

Aber auch für die Schweizer Wirtschaft ist heute ein Schicksalstag. Im Hinblick auf die EZB-Entscheidung hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Mindestkurs zum Euro aufgehoben und den Kurs dem freien Spiel der Märkte überlassen. Seither ist der Kurs auf 1:1 gesunken. Greift Draghi zum Instrument des Quantitative Easing könnte das den Euro schwächen.

Mit dieser neuen Situation des starken Frankens tun sich besonders die Export- und die Tourismusindustrie schwer. Hinzu kommt, dass ab heute ein Negativzins von -0,75 Prozent gilt. Banken, die zu viel Franken kaufen wollen, müssen einen Strafzins von bezahlen. Damit soll der Franken als Fluchtwährung unattraktiver gemacht werden. In den ersten Handelsstunden heute hat sich der Frankenkurs eingependelt auf einen Kurs von knapp unter einem 1 Franken für den Euro.

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