BLICK: Frau Suvada, die Swiss gibt sich schweizerisch, fliegt aber Teile ihres Personals aus halb Europa ein. Wie sinnvoll ist das?
Adrienne Suvada: Es scheint nicht anders zu gehen. Die Swiss muss preislich in einem enorm harten Markt bestehen und wirtschaftliche Lösungen wählen. Allerdings irritiert es, wenn Pilot oder Flugbegleiter nur Hochdeutsch und kein Schweizerdeutsch oder nicht zumindest eine andere Landessprache sprechen.
Warum ist das wichtig? Ich will vor allem sicher ankommen und meinen Tomatensaft kriegen.
Die Swiss trägt ihr Schweizerisch-Sein unter anderem mit Schweizerdeutsch nach aussen. Nicht nur in der Kabine, sondern auch in der TV-Werbung. Die Swiss profitiert stark von der Marke Schweiz. Zum Beispiel ist erwiesen, dass ganz viele Menschen die Fluggesellschaft mit Pünktlichkeit assoziieren. Dabei ist sie gar nicht besonders pünktlich. Im Ausland ist die Swiss für viele sowieso noch die beliebte, alte Swissair – die machen da keinen Unterschied.
Die Swiss hat ihren Kunden vorgegaukelt, konsequent Essen aus der Schweiz aufzutischen. Dabei kommt das Menü bei Langstreckenflügen in der Economy Class aus Deutschland, wie SonntagsBlick aufgedeckt hat. Kann man die Swiss-Swissness noch ernst nehmen?
Das Schweizer Kreuz gibt der Swiss eine Identität und unterscheidet sie von ihrem Mutterkonzern Lufthansa. Aber das funktioniert nur, wenn es glaubwürdig ist. Dafür muss auch transparent sein, woher zum Beispiel das Essen kommt. Die Passagiere haben dann vielleicht mehr Verständnis, wenn sie im Gegenzug einen günstigen Preis erhalten. In diesem konkreten Fall konnte die Formulierung der Swiss missverstanden werden. Das ist nicht optimal und sollte nicht zu oft passieren.
Adrienne Suvada (33) ist Dozentin für Branding (auf Deutsch : Markenbildung) an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ( ZHAW ) in Winterthur ZH.