Expertin kritisiert Klärung der Verantwortlichkeiten
Monika Roth zweifelt an Aussagen von Raiffeisen-Bericht

Im Gehrig-Bericht werde die Rolle von Pierin Vincenz' Frau, Nadja Ceregato, zu wenig hinterfragt, sagt Monika Roth. Gemäss der Governance-Expertin kann es nicht sein, dass Ceregato bei Käufen als Chefjuristin zugezogen wurde, aber nichts über die Deals wusste.
Publiziert: 28.01.2019 um 13:41 Uhr
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Aktualisiert: 28.01.2019 um 18:27 Uhr
Ex-Raiffeisen-Chefjuristin Nadja Ceregato mit Ehemann Pierin Vincenz.
Foto: Sobli
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Der letzte Woche publizierte Bericht von Wirtschaftsprofessor Bruno Gehrig (71) untersuchte zweifelhafte Übernahmedeals und Beteiligungen von Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz (62). Er fand ein komplettes Aufsichts- und Kontrollversagen, aber keine Nachweise für strafrechtlich relevantes Verhalten.

Governance-Expertin und Juristin Monika Roth (67) kritisiert, dass der Bericht, die Frage nach Aufsichtspflichten der Verwaltungsräte und des Mitwissens des Managements gar nicht stellt. «Vincenz allein war ganz sicher nicht das System», schreibt Roth in einem Gastbeitrag, der heute auf dem Finanzblog «Inside Paradeplatz» veröffentlicht wurde.

Ceregato als mitwissende Ausnahme

Besonders stossend findet sie den Abschnitt über Pierin Vincenz' Frau, Nadja Ceregato. Im Gehrig-Bericht heisst es, auffallend sei, dass bei Vincenz's Firmenkäufen Personen aus den Kontrollbereichen nicht oder nur am Rande beigezogen worden seien.

«Die einzige Ausnahme bildete die Leiterin des Rechtsdiensts, die sich jedoch in erster Linie um die rechtliche Strukturierung der Transaktion und vertragliche Aspekte kümmerte», schreibt Gehrig weiter. Gemeint ist Nadja Ceregato.

Monika Roth bezweifelt, dass Ceregato von den «mindestens sehr fragwürdigen Verhaltensweisen und der Dominanz des CEO (ihres Ehemannes, mit dem sie zusammenlebte) im Unternehmen gar nichts mitbekommen» habe.

Ungenügende Recherche

Für Roth passt es nicht, dass der Gehrig-Bericht allerorts konstatiert, dass die Überwachung in der Raiffeisen-Gruppe ungenügend war, dass aber der Frage der Verantwortlichkeit nicht nachgegangen worden sei.

Die ehemalige Raiffeisen Chefjuristin und Rechtschefin Ceregato hatte Raiffeisen nach 17 Jahren letzten Herbst offiziell verlassen.

Raiffeisen: Vincenz-Ceregato-Konstellation nicht mehr möglich

Raiffeisen weist die Kritik am Gehrig-Bericht auf Anfrage zurück. Der Bericht zeige transparent die Beteiligungsgeschäfte bei Raiffeisen Schweiz und decke die Mängel schonungslos auf, betont Raiffeisen-Sprecherin Angela Rupp. Weiter: «Insbesondere in der Organisation und Führung von Raiffeisen Schweiz zeigt der Bericht ein deutliches Bild der Mängel.»

Der erneuerte Verwaltungsrat von Raiffeisen Schweiz habe auf die Mängel mit einem umfassenden Massnahmenpaket reagiert. Laut Rupp wurde eine ausgeprägten Verantwortungskultur etabliert, die Führung und Kontrolle sowie die Governance verbessert. Zudem könnte die Konstellation mit dem Ehepaar in der Führung heute nicht mehr vorkommen. (gnc)

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