Ex-UBS-Chef Rohner sagt aus
«Ich hatte einfach keine Zeit»

Der ehemalige UBS-Chef Marcel Rohner musste heute vor englischen Parlamentariern wegen des Libor-Skandals aussagen. Er wirkte alles andere als souverän.
Publiziert: 10.01.2013 um 12:38 Uhr
|
Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:40 Uhr
Thomas Ungricht

Bei seinen ersten öffentlichen Auftritt nach über drei Jahren, wirkte Ex-UBS-Chef Marcel Rohner (48) alles andere als souverän.

Zusammen mit ehemaligen Top-Managern der Grossbank musste er vor  einem britischen Parlamentsausschuss in London Rede und Antwort zu den Manipulationen rund um den Referenzzinssatz Libor stehen. Der Zinssatz, der auf Basis von Eingaben grosser Banken täglich in London errechnet wird, ist zwischen 2006 und 2009 von Mitarbeitern einiger Banken manipuliert worden. Die UBS musste bereits eine Strafe von 1,4 Milliarden Franken bezahlen.

Top-Management wusste angeblich von nichts

Als der Ausschuss-Vorssitzende Rohner fragte, wie er auf die Enthüllungen reagierte sagte er nur: «Ich war schockiert und beschämt.» Als er den Satz sagt, zittert seine Stimme. Er hätte erst 2010 oder 2011 aus der Presse von diesen Manipulationen erfahren. Sämtliche Manager, die an der Anhörung waren, darunter die beiden ehemaligen Chefs des Investmentbankings Huw Jenkins und Jerker Johansson beteuerten nichts von den Machenschaften dieser Leute gewusst zu haben. «Ich weiss, das fällt einem schwer zu glauben», sagte Jenkins.

Totale Ahnungsloskeit hat System

Die Aussage der Banker passt zu ihrer bereits früher öffentlich gemachten Ahnungslosigkeit. Bereits beim Fall des Milliarden-Betrügers Kewku Adoboli gaben die verantwortlichen Banker an, von nichts gewusst zu haben. Ähnlich die Argumentation im Fall Bradley Birkenfeld. Auch dort gab die Bank an, nichts davon gewusst zu haben, dass ihr Angestellter Birkenfeld amerikanischen Kunden half, systematisch Steuern zu hinterziehen.

Rohner war von 2007 bis 2009 oberster UBS-Banker. In diese Zeit, fällt der Libor-Skandal. Deshalb sagt er: «Ich fühle mich zuständig, was in dieser Zeit passierte. Ich gab mein bestes. Ich war mit der UBS zu dieser Zeit in einem permanenten Überlebenskampf.»

Entsetzen über Vergesslichkeit

Drei Kapitalerhöhungen habe er durchziehen, acht Gewinnwarnungen ausgeben müssen, so Rohner. Es sei eine hektische Zeit gewesen. Rohner sagt aus, dass er über das Libor-Geschäft nur wenig wusste. Daraufhin fragte ihn die Kommission: «Warum haben Sie an einer Investorenkonferenz Ende 2007 ausgerechnet den Bereich ‹Structured Libor› als Wachstumsbereich mit extrem hoher Profitabilität angepriesen?» Rohner sagt nur: «Ich kann mich nicht mehr daran erinnern.» Ein Kommissionmitglied ist entsetzt über diese «Vergesslichkeit.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.