Rahel Schmid (38) war bereits zweimal vor dem Friedensrichter. Sie streitet sich mit ihrem ehemaligen Arbeitgeber, der Fitnesskette Clever Fit. Schmid erhielt die Kündigung, als sie krank war. «Ich habe bis heute kein Arbeitszeugnis», sagt die Fitnessinstruktorin und ehemalige Bodybuilderin. «Clever Fit schuldet mir noch Lohn.»
Schmid nimmt kein Blatt vor den Mund. Sie berichtet von nicht bezahlten Rechnungen, von Stromausfällen, von schreienden Kunden und von Weggefährten, die schon längst gekündigt haben. Der Mitarbeiterverschleiss sei hoch, die Frustration gross. Damit bestätigt sie frühere Recherchen von BLICK, wonach die Expansion der Clever-Fit-Kette mit Nebengeräuschen vonstattengeht. In den letzten drei Jahren kam es hinter der Fassade zu Machtkämpfen im Aktionariat, zu Betreibungen, Pfändungen und Konkursandrohungen.
Die dreifache Mutter war eine Angestellte des Clever-Fit-Ablegers in Rümlang ZH. Das Studio eröffnete vor zwei Jahren. Sie selbst war nur knapp über ein Jahr dort beschäftigt. In diesem Frühling hat sie die Kündigung erhalten, gegen die sie nun vor Gericht zieht, weil Clever Fit den Termin beim Friedensrichter zweimal ignoriert hat.
Kameras zur Überwachung
Die Zeit als Angestellte im Studio hat sie in schlechter Erinnerung. «Nie wieder», sagt sie. Vorgesetzte sollen massiv Druck ausgeübt haben. Am Empfang seinen Kameras installiert worden, um die Mitarbeiter zu überwachen. Die Angestellten mussten laut Schmid um 5.45 Uhr beginnen, bezahlt wurde aber erst ab 6.00 Uhr. Das Putzen nach Mitternacht war auch unbezahlt. Es dauerte bis zu 30 Minuten.
Schlimmer noch: Die Angestellten hätten zum Teil acht oder neun Tage am Stück gearbeitet, sagt Schmid. Minderjährige Praktikanten erstellten offenbar Trainingspläne für die Kunden. Sie waren zum Teil alleine in einer Frühschicht eingeteilt, selbst am Wochenende. Unter 16-jährige Kunden sollen Verträge ohne Eltern gezeichnet haben.
Schmid spricht von Mobbing am Arbeitsplatz. «Wir mussten krank zur Arbeit kommen», sagt sie. Und: «Wir mussten Fake-Bewertungen bei Facebook und Google schreiben.» Fünf für jede Plattform. Jede Woche. Wer das Soll nicht erfüllt hat, musste offenbar mit einer Abmahnung rechnen.
Miete nicht bezahlt
Die Vorwürfe sind gravierend. BLICK hat den Ostschweizer Unternehmer Patrick Manser (48) damit konfrontiert. Er ist Lizenznehmer in der Schweiz. Sein Geschäftsführer Thomas Ramsauer (42) antwortet. Er erkennt die Schwere der Vorwürfe. Zu einem laufenden Verfahren könne er aber keine Stellung nehmen, sagt Ramsauer. Er werde den Aussagen «mit Sicherheit intern nachgehen und falls nötig Massnahmen einleiten».
Ein Problem ist bereits behoben. Schmid erzählt, dass Clever Fit im ersten Jahr keine Miete bezahlt haben soll. Das habe dazu geführt, dass die Centerleitung persönlich im Fitnessstudio erschienen sei. Dem Fitnessstudio sei es temporär verboten gewesen, die Parkkarten der Kunden abzustempeln. Das gab offenbar ein Geschrei am Empfang.
Tatsächlich hat Wincasa, die Verwalterin der Liegenschaft, in diesem Sommer eine Betreibung über 66'000 Franken eingeleitet. Das zeigt ein Auszug aus dem Betreibungsregister vom August. Auf Anfrage heisst es aber, die betreffenden Mietforderungen seien mittlerweile beglichen worden. Die Geschäftsbeziehung sei «einvernehmlich und gut».