Mobbing, Gratis-Arbeit und Fake-Bewertungen
1:05
Ex-Angestellte packt aus:Mobbing, Gratis-Arbeit und Fake-Bewertungen

Ex-Angestellte Rahel Schmid (38) packt über Clever Fit aus
Mobbing, Gratis-Arbeit und Fake-Bewertungen

Nicht nur in den Büchern der Schweizer Clever-Fit-Studios herrscht Unordnung. Auch das Verhältnis zu den Angestellten ist angespannt. Eine ehemalige Mitarbeiterin klagt an.
Publiziert: 10.11.2020 um 06:55 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/10
Rahel Schmid (38): Vor dem Riedmatt-Center in Rümlang ZH, wo ihr ehemaliger Arbeitgeber, die Clever Sports AG, eingemietet ist.
Foto: Nathalie Taiana
Marc Iseli

Rahel Schmid (38) war bereits zweimal vor dem Friedensrichter. Sie streitet sich mit ihrem ehemaligen Arbeitgeber, der Fitnesskette Clever Fit. Schmid erhielt die Kündigung, als sie krank war. «Ich habe bis heute kein Arbeitszeugnis», sagt die Fitnessinstruktorin und ehemalige Bodybuilderin. «Clever Fit schuldet mir noch Lohn.»

Schmid nimmt kein Blatt vor den Mund. Sie berichtet von nicht bezahlten Rechnungen, von Stromausfällen, von schreienden Kunden und von Weggefährten, die schon längst gekündigt haben. Der Mitarbeiterverschleiss sei hoch, die Frustration gross. Damit bestätigt sie frühere Recherchen von BLICK, wonach die Expansion der Clever-Fit-Kette mit Nebengeräuschen vonstattengeht. In den letzten drei Jahren kam es hinter der Fassade zu Machtkämpfen im Aktionariat, zu Betreibungen, Pfändungen und Konkursandrohungen.

Die dreifache Mutter war eine Angestellte des Clever-Fit-Ablegers in Rümlang ZH. Das Studio eröffnete vor zwei Jahren. Sie selbst war nur knapp über ein Jahr dort beschäftigt. In diesem Frühling hat sie die Kündigung erhalten, gegen die sie nun vor Gericht zieht, weil Clever Fit den Termin beim Friedensrichter zweimal ignoriert hat.

Kameras zur Überwachung

Die Zeit als Angestellte im Studio hat sie in schlechter Erinnerung. «Nie wieder», sagt sie. Vorgesetzte sollen massiv Druck ausgeübt haben. Am Empfang seinen Kameras installiert worden, um die Mitarbeiter zu überwachen. Die Angestellten mussten laut Schmid um 5.45 Uhr beginnen, bezahlt wurde aber erst ab 6.00 Uhr. Das Putzen nach Mitternacht war auch unbezahlt. Es dauerte bis zu 30 Minuten.

Schlimmer noch: Die Angestellten hätten zum Teil acht oder neun Tage am Stück gearbeitet, sagt Schmid. Minderjährige Praktikanten erstellten offenbar Trainingspläne für die Kunden. Sie waren zum Teil alleine in einer Frühschicht eingeteilt, selbst am Wochenende. Unter 16-jährige Kunden sollen Verträge ohne Eltern gezeichnet haben.

Schmid spricht von Mobbing am Arbeitsplatz. «Wir mussten krank zur Arbeit kommen», sagt sie. Und: «Wir mussten Fake-Bewertungen bei Facebook und Google schreiben.» Fünf für jede Plattform. Jede Woche. Wer das Soll nicht erfüllt hat, musste offenbar mit einer Abmahnung rechnen.

Miete nicht bezahlt

Die Vorwürfe sind gravierend. BLICK hat den Ostschweizer Unternehmer Patrick Manser (48) damit konfrontiert. Er ist Lizenznehmer in der Schweiz. Sein Geschäftsführer Thomas Ramsauer (42) antwortet. Er erkennt die Schwere der Vorwürfe. Zu einem laufenden Verfahren könne er aber keine Stellung nehmen, sagt Ramsauer. Er werde den Aussagen «mit Sicherheit intern nachgehen und falls nötig Massnahmen einleiten».

Ein Problem ist bereits behoben. Schmid erzählt, dass Clever Fit im ersten Jahr keine Miete bezahlt haben soll. Das habe dazu geführt, dass die Centerleitung persönlich im Fitnessstudio erschienen sei. Dem Fitnessstudio sei es temporär verboten gewesen, die Parkkarten der Kunden abzustempeln. Das gab offenbar ein Geschrei am Empfang.

Tatsächlich hat Wincasa, die Verwalterin der Liegenschaft, in diesem Sommer eine Betreibung über 66'000 Franken eingeleitet. Das zeigt ein Auszug aus dem Betreibungsregister vom August. Auf Anfrage heisst es aber, die betreffenden Mietforderungen seien mittlerweile beglichen worden. Die Geschäftsbeziehung sei «einvernehmlich und gut».

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.