Darum gehts
- Mehrere 3a-Konten können zu erheblichen Steuerersparnissen beim Bezug führen
- Gestaffelter Bezug über mehrere Jahre senkt den Steuersatz
- Steuerersparnisse von bis zu 8000 Franken möglich bei 250'000 Franken Guthaben im Kanton Bern
Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Viele Schweizerinnen und Schweizer sparen mithilfe der dritten Säule. Woran viele noch nicht denken: Beim Bezug der privaten Vorsorge werden Steuern fällig. Und dabei spielt es eine erhebliche Rolle, wie viele 3a-Konten man besitzt. Es winken Ersparnisse von Tausenden Franken.
Wie wird die dritte Säule besteuert?
Beim Bezug von Geldern aus der Säule 3a werden Kapitalbezugsteuern im entsprechenden Jahr fällig. «Dieser Steuersatz ist zwar in der Regel tiefer als die Einkommenssteuer, aber beim Bund und den meisten Kantonen progressiv gestaltet», erklärt Tashi Gumbatshang, Leiter Kompetenzcenter Vermögens- und Vorsorgeberatung bei Raiffeisen Schweiz gegenüber Blick. Das heisst: Je mehr Geld angehende Rentner in einem Jahr aus der dritten Säule beziehen, desto höher ist der Steuersatz.
Wieso ist es von Vorteil, mehrere 3a-Konten zu haben?
Die dritte Säule kann frühestens fünf Jahre vor und bis zum Erreichen des AHV-Referenzalters bezogen werden. Aktuell sind das also die sechs Jahre von 60 bis und mit 65. Zudem heisst es beim Auflösen eines Kontos: entweder alles oder nichts. Ein Teilbezug innerhalb eines Kontos ist nicht möglich. Baldige Pensionäre können verschiedene Konti aber über mehrere Jahre verteilt auflösen.
Und genau dieser gestaffelte Bezug der Säule 3a führt aufgrund des progressiven Steuertarifs zu Ersparnissen, wie Gumbatshang erklärt. Ein Beispiel: Wer im Alter von 60 Jahren eine grosse Summe von 250'000 Franken aus der Säule 3a bezieht, dem wird ein hoher Steuertarif aufgebrummt. Wer über fünf Jahre Konti von jeweils 50'000 Franken auflöst, der profitiert von einem tieferen Steuersatz und zahlt darum auch weniger.
Übrigens: Wer über das Referenzalter aus arbeitet, kann die dritte Säule für maximal fünf zusätzliche Jahre beziehen – also aktuell bis 70.
Wie gross sind die Steuerersparnisse?
«Die Progressionen in den Kantonen sind sehr unterschiedlich», meint der Vorsorgeexperte. «Dies reicht von Kantonen mit einer sehr niedrigen Progression bis hin zu Kantonen, in denen die Progression erst ab einem gewissen Betrag greift.» So ist der Einsparungseffekt auch verschieden gross.
Das Beispiel verwendet einen Säule-3a-Betrag von 250'000 Franken. Gemäss dem Vorsorgerechner von Raiffeisen entspricht das einer jährlichen Einzahlung von 2650 Franken über 35 Jahre – sofern das Ersparte in einem Aktien-Vorsorgefonds investiert ist. Je nach Kanton winken bei einem gestaffelten Bezug Steuerersparnisse von fast 8000 Franken!
Zum Vergleich: Der Steuersatz des Kantons Bern liegt im schweizweiten Vergleich im Mittelfeld.
Ab welchem Betrag macht es Sinn, ein weiteres Konto zu eröffnen?
Die Faustregel besagt: Ab 50'000 Franken auf einem Konto der privaten Vorsorge macht es Sinn, eine weitere 3a-Lösung zu prüfen. Dabei spielen weitere Faktoren wie die Höhe des Vermögens oder das Steuerdomizil eine Rolle.
Kann ich theoretisch unendlich viele 3a-Konten haben? «Gesetze und Verordnungen lassen die Anzahl der möglichen 3a-Konten grundsätzlich offen», meint Gumbatshang. «Ein Anbieter kann die Anzahl aber begrenzen.» Raiffeisen empfiehlt in der Regel maximal sechs Säule-3a-Konti.
Dabei fallen auch die Pensionskasse und ein allfälliger Ehepartner ins Gewicht. Denn: «Sämtliche Kapitalbezüge, beispielsweise aus der 2. und 3. Säule, des gleichen Kalenderjahres werden zusammengerechnet – auch diejenigen von Ehepartnern.» Wer die berufliche Vorsorge also im gleichen Jahr wie ein Säule-3a-Konto bezieht, kann von einem höheren Steuersatz getroffen werden.
Welche Rolle spielt das beim Wohneigentum-Vorbezug?
Mittlerweile plündert jede dritte Schweizerin ihre Vorsorgegelder fürs Eigenheim. Beim Vorbezug der dritten Säule für Wohneigentum spielt die Anzahl Konten aber keine Rolle. «Hier ist es erlaubt, nur einen Teilbetrag des Guthabens von einem 3a-Konto zu beziehen», erklärt Tashi Gumbatshang. Darum ist es nicht notwendig, mehrere Säule-3a-Konti zu führen.
Wer allerdings für die Zeit nach der Pensionierung vorsorgen will, der ist angehalten, mehrere 3a-Lösungen zu eröffnen.