Ein Marketing-Chef macht, was er am besten kann: Seine Produkte im bestmöglichen Licht darstellen und für Verkäufe sorgen. Das ist auch bei der Migros der Fall. Matthias Wunderlin (47), seit Januar 2019 Chef-Vermarkter des orangen Riesen, will das Feld nicht den Rivalen überlassen.
«Wir wollen das beste Sortiment zum besten Preis», kündigt er Konsumenten im hauseigenen «Migros Magazin» an. «Unser Ziel ist klar: Es soll keinen Grund mehr geben, zum Discounter zu gehen», sagt Wunderlin weiter.
Ein Seitenhieb auf Denner? Bei der Migros-Tochter laufen die Geschäfte seit Ausbruch der Corona-Krise offenbar dermassen gut, dass Preise gesenkt werden können – ohne dass Lieferanten dafür bluten müssen (BLICK berichtete). Seit dem 1. September hat Denner die Preise von 200 Produkten gesenkt. Das heisst: Bei 2000 Produkten in der Filiale haben sich 10 Prozent des Sortiments verbilligt.
Auch Coop senkt Preise
Wenige Wochen zuvor hatte Coop bei 250 Produkten an der Preisschraube gedreht. Allerdings ist das Sortiment des Basler Migros-Rivalen zigmal grösser als das von Discounter Denner, der Effekt also weniger einschneidend.
Die aktuelle Preissenkung von Migros-Mann Wunderlin betrifft 600 Produkte. Man richte sich vermehrt an preisbewusste Konsumenten, heisst es. Die Billiglinie M-Budget werde im Gleichschritt mit den Preissenkungen ausgebaut.
Kein Fokus auf Ladenhüter
Handelt es sich hier um Ladenhüter? «Wir fokussieren uns bei den Preissenkungen auf die umsatzstarken Produkte, die oft und viel gekauft werden», sagt eine Migros-Sprecherin auf Nachfrage. «Die Preisabschläge werden durch Effizienzprogramme über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg finanziert.»
Unbehandelte Zitronen kosten 10 Rappen weniger das Stück (minus 15 Prozent), M-Classic Essigreiniger Eco gibts neu für 1.75 statt 2 Franken (–13%) oder Bärentatzen kosten 2.75 statt 2.95 (–7%). Im Schnitt beträgt die Preissenkung rund 10 Prozent.
Tiefere Preise gibts aber nur für einen kleinen Teil des Sortiments. Der aktuelle Preisabschlag bei Migros betrifft deutlich weniger als 10 Prozent des durchschnittlichen Ladensortiments.
Darum macht der Marketing-Chef das, was er eben am besten kann: Den Abschlag gut verkaufen. «Juhuuu, Preissturz!», wirbt das «Migros-Magazin» denn auch auf der Frontseite.