Etwas klemmt bei Selecta. Die Betreiberin von 38’000 Snack-Automaten und unzähligen Kaffee-Ecken in Büros schweizweit richtet ihr Geschäft neu aus – und baut gegen 30 Stellen ab, wie BLICK erfahren hat.
Bisher war die Betreuung der Automaten aufgeteilt in die Regionen Bern, Zürich, Tessin. Per 1. April gibt es nur noch die Regionen Ost und West. Teams werden zusammengelegt. Vom Sitz in Kirchberg BE aus ist Selecta künftig zentraler organisiert. Fünf Kaderleute fallen dem Umbau zum Opfer und müssen auf Ende März ihre Plätze räumen, wie ein BLICK vorliegendes internes Selecta-Memo zeigt.
Abbau schleichend, um Massenentlassung zu vermeiden
Die Kaderleute sind nicht die Einzigen, die gehen müssen. Recherchen zeigen, dass Selecta in den letzten zwölf Monaten immer wieder Mitarbeiter auf die Strasse gestellt hat.
Aber nur so viele, dass das es zu keiner Massenentlassung kommt. «Der Stellenabbau erfolgt schleichend, dass es nicht so auffällt», sagt Mitarbeiter P.* zu BLICK. Aus Angst, seinen Job zu verlieren, möchte er anonym bleiben. Selecta kündige langjährigen Mitarbeitern mit hohen Löhnen und ersetze sie durch günstigere junge, sagt P.
Die Verunsicherung sei gross, der Druck auf die verbleibenden Mitarbeiter stark gestiegen. «Jeder bangt um seine Stelle. Viele Kollegen sind krank geworden oder nahe an einem Burnout», so P. weiter.
Mitarbeiter müssen mehr Automaten betreuen
Die Jobs der Entlassenen werden auf bestehende Mitarbeiter abgewälzt, wie ein weiteres Dokument zeigt, das auch die Kündigung von drei Automatenbetreuern belegt. Darin steht: «Der Abbau hat zur Folge, dass die Automaten neu verteilt werden müssen, die Touren werden zwangsläufig grösser.» Und weiter: Einige Mitarbeiter würden zusätzliche Automaten bekommen. Deshalb müssten die «Anfahrten drastisch reduziert» werden.
P. erklärt: «Man darf einen Automaten nur noch auffüllen, wenn er fast leer ist.»
Amerikanischer Investor übt Druck aus
Begründet wird der Jobabbau mit schrumpfendem Umsatz. Im vergangenen Jahr ist dieser um 1,3 Prozent auf 276 Millionen Franken gesunken. Laut dem Mitarbeiter nahm der Druck zu, seit Selecta von einer Beteiligungsgesellschaft übernommen wurde.
Ende 2015 stieg die bekannte amerikanische KKR als Hauptinvestorin ins Unternehmen ein. BLICK erreicht Selecta-Schweiz-Chef Thomas Nussbaumer (57) am Freitagnachmittag am Telefon. Er bestätigt, dass KKR ein Umsatzwachstum fordert. «Seit langem haben wir aber wieder jemanden an Bord, der ins Unternehmen investiert», sagt er.
Digitalisierung spart Arbeitsplätze
So wurden etwa alle Automaten digitalisiert. Selecta sieht nun genau, wann ein Automat mit welchem Produkt aufgefüllt werden muss. «Wir fahren jetzt viel weniger zu den Automaten hin als vorher.» Seit Mitte 2015 seien deshalb 25 Automatenbetreuer abgebaut worden, bestätigt Nussbaumer gegenüber BLICK. Mit der laufenden Umstrukturierung sollen neben den fünf entlassenen Kadern aber auch neue Stellen in der Zentrale entstehen.
*Name der Redaktion bekannt