Ems bringt Hightech in den Stall
Martullo hält Kühe auf Trab

Ein Fitnessarmband für die Milchkuh: EMS-Chefin Martullo Blocher preist es als die Zukunft der grossen Farmen an. Es ist aber auch die Zukunft des Blocher-Konzerns.
Publiziert: 18.07.2016 um 12:49 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 02:26 Uhr
Der Stolz der Chefin: Magdalena Martullo mit Vreni und Berna.
Foto: Siggi Bucher
Bastian Heiniger

Berührungsängste hat Ems-Chefin Magdalena Martullo (46) nicht. In der alten Lagerhalle des Chemiekonzerns in Domat/Ems GR geht sie zum Gatter und öffnet das Tor. Die beiden Kühe wenden sich erst ab, lassen sich dann aber doch streicheln.

24-Stunden-Überwachung statt Glockenlärm

Vreni und Berna tragen keine Glocke um den Hals, sondern einen Kuh-Controller. Ein Fitnessarmband für Milchkühe. Der Bauer sieht damit am Computer Gewicht, Körpertemperatur und Milchleistung – und das Gerät ruft auch den Melk­roboter zum richtigen Zeitpunkt herbei. «Das ist die Zukunft für die grossen Farmen», sagt Martullo.

Es ist aber auch die Zukunft für den Konzern der Familie Blocher. Zwar sind 60 Prozent der von Ems hergestellten Spezialkunststoffe noch immer für die Autoindustrie bestimmt. Dank der Digitalisierung kommen jedoch neue Produkte aus völlig anderen Sparten hinzu. Den 200 Franken teuren Kuh-Controller etwa verwenden bereits 500 Bauern in der Schweiz. Ems produziert das schlag- und kratzfeste Gehäuse, das die einge­bauten Sensoren vor Sonne, Schlamm und Schweiss schützt.

Der Krise zum Trotz

An der gestrigen Medienkonferenz ging es aber nicht nur tierisch zu und her. Aktionäre dürften sich vor allem für Zahlen interessieren. Und diese sehen gut aus. «Erstmals haben wir schon im ersten Halbjahr die Milliardengrenze überschritten», sagt Martullo. Der Umsatz stieg um 3,7 Prozent, und das in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit.

Streiks, politische Unsicherheit, Terrorismus – das Geschäft der Ems-Chemie wird dadurch nicht getrübt, im Gegenteil. «Wenn die Unsicherheit zunimmt, wird auch Überwachung wichtiger», führt Mar­tullo aus, deren Konzern auch Gehäuse für Überwachungskameras produziert. In den letzten Jahren hätten sich die Zahlen in diesem Geschäft verdoppelt.

Und die Aktionäre dürfen sich nicht nur auf eine um 1.50 Franken gestiegene Dividende freuen, sondern auch auf die Generalversammlung im August. 2000 Besucher werden erwartet. Die Ems-Chefin erklärt stolz: «Jedes Jahr kommen mehr Leute. Die Statuten sind nur ein kleiner Teil des Volks­festes.» Das Menü hat Magda­lena Martullo schon bestimmt: Churer Beckibraten, ihr Lieblingsgericht.

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