Die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer spielt mit dem Gedanken, in nächster Zeit ein Elektroauto zu kaufen. Das zeigt eine neue Studie des Touring Club Schweiz (TCS). Doch wer mit Strom fahren will, muss den Akku seines Autos aufladen können. Am einfachsten geschieht dies über Nacht auf dem eigenen Parkplatz.
Für Eigentümer eines Einfamilienhauses ist das eine rein technische Frage: Es muss eine Steckdose mit entsprechender Leistung installiert werden aufrüsten: Je nach Fahrzeug ist eine Spannung von 11 bis 22 Kilowatt Leistung notwendig, um das E-Auto über Nacht aufzuladen. Landesübliche Steckdosen bringen für solche Ladezyklen meist zu wenig Leistung. Demgegenüber bieten die Industriesteckdosen eine erhöhte Belastbarkeit.
Wer bezahlt den Strom?
Für Mieter und Stockwerkeigentümer kommt neben der technischen Problematik aber auch noch eine rechtliche hinzu: Hat der Mieter Anspruch auf eine Ladestation für sein E-Auto? Und wer bezahl den Strom?
«Der Mieter hat keinen Anspruch darauf», sagt Monika Sommer, stellvertretende Direktorin des Hauseigentümerverbands Schweiz (HEV Schweiz). Tatsächlich kann der Vermieter frei entscheiden, ob er einer Ladestation zustimmen will. Zudem müssen die Bedingungen ausgehandelt werden. «Ich empfehle, dass der Vermieter die Ladestation erstellt und die Kosten für die wertvermehrende Investition mit einer Mietzinserhöhung gemäss der Lebensdauer der Einrichtung amortisiert», sagt Sommer.
Eine Ladestation oder eine Hausanlage
Die laufenden Energiekosten hat der Mieter zu tragen. Entweder werden diese Kosten über den Stromzähler erfasst und somit dem Mieter direkt durch das zuständige Elektrizitätswerk in Rechnung gestellt. Alternativ können die Elektrizitätskosten der Ladestation auch über die Nebenkosten dem Mieter verrechnet werden.
Auch im Stockwerkeigentum muss das Thema während einer Stockwerkeigentümerversammlung geklärt werden. Hier stellt sich ebenfalls die Frage: Wer bezahlt die Installation? Und sollte gleich die gesamte Hausanlage überprüft werden? Denn die Hausanlage kann schnell überlastet sein, sobald mehrere Anwohner eine Ladestation nutzen wollen.
E-Ladestationen legen Hausanschluss lahm
Die Herausforderung bei Wohnhäusern mit mehreren Parteien: Eine Steckdose reicht für ein E-Auto. Für zwei oder drei aber nicht mehr. «Es macht also je nach dem schon von Anfang an Sinn, ein intelligentes Ladesystem mit Lastmanagement zu installieren», erklärt Architekt Thomas Ammann, Ressortleiter Energie- und Bautechnik beim HEV Schweiz. Denn es besteht die Gefahr, dass der Hausanschluss lahmgelegt werde, wenn mehrere Plätze eine E-Ladestation brauchen.
«Ein konzessioniertern Elektriker kann prüfen, ob der Hausanschluss genügend gross dimensioniert und genug Stromleistung vorhanden ist», so Ammann. Meist ist die Schwierigkeit, dass alle Akkus der Elektroautos am Feierabend aufgeladen werden sollen. Eine intelligente Ladestation kann dann Warteschleifen bilden oder die Leistung von allen runterfahren.
Stromkosten individuell verrechnen
«Smart Charging kann die Stromkosten zudem individuell dem einzelnen Verbraucher zuordnen und verrechnen», so Ammann. Die Installation einer sogenannten Smart Charging Station gilt derzeit als optimale Lösung. Damit können die Ladekapazitäten geregelt und Verbrauchsspitzen vermieden werden.
Eine Industriesteckdose mit erhöhter Leistung kostet 500 bis 1000 Franken. Eine einfache Ladestationen kosten 1'500 bis 2'500 Franken und eine smarte Ladestation 5'000 bis 6'000 Franken.