Am vergangenen Freitag tötete das US-Militär den hochrangigen iranischen General Qassem Soleimani (†62). Seither brodelts im Iran – und zwar so richtig. Beim riesigen Begräbnis von Soleimani etwa nahmen gestern Millionen Iraner Abschied vom Topgeneral. In Kerman, Soleimanis Geburtsstadt, kam es bei einem Trauerzug zu einer Massenpanik. 56 Menschen verloren ihr Leben.
Und: Am Mittwochmorgen stürzte eine ukrainische Passagiermaschine in der Nähe von Teheran ab. Die traurige Bilanz: Alle 167 Personen an Bord starben.
Ob es einen Zusammenhang zwischen dem Absturz und der militärischen Eskalation gibt, ist zwar nicht bekannt. Dennoch: An Ferien im Iran denken im Moment nur wenige. Das bekommen jetzt auch die Schweizer Reiseanbieter zu spüren.
«Es war ein moralischer Vernunftsentscheid»
So etwa ITS Coop Travel. In einem kürzlich erschienenen Prospekt hatte die Coop-Reise-Tochter noch die Werbetrommel für einen Trip in den Iran gerührt. Als «Schatzkammer des Orients mit prachtvollen Palästen, faszinierenden Moscheen und pulsierenden Metropolen» wurde das Land beschrieben.
Von solchen Begeisterungsstürmen ist ITS Coop Travel heute weit entfernt. «Wir haben uns aufgrund der Ereignisse entschlossen, den Verkauf der Iran-Rundreise vorläufig zu stoppen», sagt Sprecher Andi Restle zu BLICK. Die Produktion des Prospekts sei bereits vor sechs Wochen erfolgt. Darum sei dieser auch nicht ganz aktuell. «Am Ende war es ein moralischer Vernunftsentscheid, die Reise aus dem Sortiment zu nehmen.»
Gehrig: «Kunde entscheidet, wohin er möchte»
Kunden sind von dieser Massnahme keine betroffen. Denn: ITS Travel hatte noch gar keine Iran-Reise verkauft! «Falls eine Reise nicht durchgeführt werden kann, erhalten unsere Kunden das bezahlte Geld aber vollumfänglich zurück», verspricht Restle.
Weniger Sorgen macht sich Dany Gehrig (49), CEO Globetrotter Travel Service. «Bei uns entscheidet der Kunde, wohin er verreisen möchte», sagt er. Spätestens wenn das EDA eine Reisewarnung herausgibt, sieht er einen Handlungsbedarf. Und eine solche Warnung hat es bisher noch nicht gegeben – im Gegensatz zu Deutschland. Dort warnen die Behörden seit gestern öffentlich vor einem Trip in den Iran.
Auch die kleinen Reiseanbieter betroffen
Die Auswirkungen der Krise spüren auch die kleinen Reiseanbieter. Speziell jene, die sich auf Reisen in den Iran spezialisiert haben. Agnes Küng-Schaub (57) etwa führt jährlich einige Iranreisen durch. In kleinen Gruppen von bis zu 11 Personen. Sie sagt: «Bereits seit Frühling 2019 hat die Nachfrage nach Trips in den Iran merklich abgenommen.» Die jüngsten Ereignisse im Mittleren Osten dürften diesen Trend noch verstärken.
Seither hat sie auch als Privatperson im Iran immer weniger westliche Touristen gesehen. «Die Angst hat bei vielen Reisenden überwogen», mutmasst Küng-Schaub. Dabei bestehe für die Touristen gar keine Gefahr, ist sie sich sicher. «Meine Reisen in den Iran biete ich nach wie vor an», verspricht sie. Auch wenn momentan nur die ganz hartgesottenen Reisenden daran interessiert sein dürften.