Die Covid-Hilfskredite sind eine gute Sache, das ist unbestritten. Vielen mittelständischen Firmen haben sie durch die schwierigen Zeiten der Corona-Krise geholfen. Doch sie locken auch Betrüger an. Die Zahl der Ermittlungsverfahren wegen Verdachts auf Betrug mit Covid-19-Krediten ist stark angestiegen, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.
Ende August hatte die Anti-Geldwäsche-Einheit laut der Fedpol-Website auf Basis dieser Meldungen insgesamt 466 Strafanzeigen erstattet. Ende September waren es bereits 534 Anzeigen. Das ist ein Plus von fast 17 Prozent.
Der «Tages-Anzeiger» erzählt den Fall von Vasily A. Der Serienstraftäter hatte sich nach eigenen Angaben für eine seiner konkursreifen Firmen einen Kredit über 500’000 Franken besorgt. «Ich hab das einfach mal versucht und nie damit gerechnet, dass das klappt», erzählt er.
Schickt Firmen in Konkurs
Das System ist bewusst einfach ausgelegt. Ein Formular genügt, um bei Banken bis zu einer halben Million zinslose Kredite beziehen zu können.
Die Masche von Vasily A.: Er übernimmt eine Firma, kauft auf Rechnung Waren ein, die er wieder verkauft. Dann schickt er die Firma in den Konkurs. Bei der Staatsanwaltschaft ist er deshalb aktenkundig.
Im April füllt er das Kreditformular für eine seiner Firmen aus. Ohne Umsätze zu nennen. Er schätzt den Umsatz auf 50'000 Franken – eine pure Fantasiezahl, wie er dem «Tages-Anzeiger» sagt.
Ohne Betreibungsregisterauszug
20 Minuten später hatte er das Geld auf dem Konto! Er konnte sein Glück kaum fassen: 50’000 Franken. «Ohne Vorlage eines Betreibungsregisterauszugs, weder meiner Firma noch von mir», sagt er. Er hebt fast alles ab. Niemand fragt nach. Einen Teil des Geldes verprasst er.
Aber: «Ich will das Geld auch zurückzahlen», verspricht Vasily A. «Den Grossteil des Geldes habe ich investiert», erzählt er. Investitionen jeder Art sind laut den Kreditregeln allerdings verboten. Ein schlechtes Gewissen habe er nicht, dass er einen Hilfskredit bekommen hat. (pbe)