Darum gehts
- Schweiz verhandelt mit USA über Zolldeal, Goldindustrie rückt in Fokus
- Goldexporte belasten Schweizer Handelsbilanz mit den USA erheblich
- Handelsexperte schätzt Massnahmen für Goldraffinerien ein
Die Zeit drängt: Bis zum 7. August hat die Schweizer Regierung Zeit, auf den letzten Drücker doch noch einen Zolldeal mit den USA auszuhandeln und den Zollhammer von 39 Prozent abzuwenden. Dabei erhält nun plötzlich die Schweizer Goldindustrie mehr Aufmerksamkeit, als der Branche lieb sein dürfte.
Die Schweiz ist die grösste Goldverarbeiterin der Welt, und das Edelmetall verhagelt die Schweizer Handelsbilanz mit den USA. «Es darf nicht sein, dass wegen einer Branche die ganze Schweizer Wirtschaft leidet», sagt FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann (62) zur «SonntagsZeitung».
Die Goldexporte sind in der Bundesverwaltung und im Parlament in den Fokus gerückt, wie die Zeitung schreibt. Gerade in diesem Jahr sind die Goldexporte in die USA in neue Rekordhöhen geschossen.
32 Milliarden Franken Defizit in fünf Monaten
Die US-Handelszahlen, die für Trump relevant sind, zeigen: Die Schweiz exportierte 2025 bis Ende Mai für umgerechnet 39 Milliarden Franken Gold in die Staaten, während sie von dort Gold für rund 7,3 Milliarden Franken importierte. Gold belastet das diesjährige Handelsdefizit also umgerechnet mit rund 31,7 Milliarden Franken. Zum Vergleich: Im gesamten letzten Jahr resultierte für die USA im Warenhandel – also inklusive Pharma, Uhren und Maschinen – mit der Schweiz ein Defizit von 38,5 Milliarden Franken.
Die riesigen Exportzahlen beim Gold täuschen: Die Schweiz ist im Prinzip ein Umschlagplatz für Gold. Tausende Tonnen Gold kommen in die Schweiz, werden in Raffinerien veredelt und dann ins Ausland exportiert. Im Verhältnis zu den Zahlen schafft die Branche wenig Arbeitsplätze und die Wertschöpfung ist überschaubar.
Sind Goldraffinerien Teil der Lösung?
2024 betrug das Handelsdefizit bei Gold zwischen der Schweiz und den USA bloss 5 Milliarden. Schuld am massiven Anstieg ist ironischerweise der Zollkonflikt. US-Goldhändler deckten sich im Frühjahr mit riesigen Goldmengen ein. Einerseits wollten sie damit spätere Zölle vermeiden. Zudem hat der schwächelnde US-Dollar die Nachfrage nach Gold als werterhaltende Anlage befeuert.
Nachdem der Bundesrat mit nüchternen Argumenten und Zahlen US-Präsident Donald Trump (79) nicht überzeugen konnte, werden nun Taschenspielertricks herumgereicht: Kann das Handelsdefizit der USA reduziert werden, in dem das Gold über Grossbritannien in die USA gelangt? Oder gleich die Goldexporte in die USA ganz verbieten?
Experte ist skeptisch
Ist die Lösung wirklich so einfach? «Das dürfte nichts bringen. Relevant ist, wo die Wertschöpfung entsteht», sagt Johannes Fritz (43), Geschäftsführer der Organisation Global Trade Alert, einem Spin-off der Universität St. Gallen. Die Organisation setzt sich für Transparenz und Fairness in der Handelspolitik ein. «Ein komplettes Exportverbot wäre zudem unschweizerisch», so Fritz.
Bedingt helfen würde wohl nur, wenn eine der Schweizer Raffinerien einen Standort in den USA aufbaut, damit das Gold dort veredelt wird. Doch das Zollproblem der Schweiz wäre damit nicht aus der Welt: Die aktuellen Goldexporte dürften ein Ausreisser sein, bevor sie sich wieder auf einem deutlich tieferen Level einpendeln. «2024 hätte das US-Handelsdefizit gegenüber der Schweiz ohne Gold immer noch bei rund 34 Millionen Franken gelegen», so Fritz. «Das Gold ist nicht das Problem. Trumps Fokus liegt auf der Pharmabranche», ergänzt er.
Droht die Schweiz im Handelskonflikt mit Trump erneut aufs falsche Pferd zu setzen?